Heidelberg: Das Schauspiel Heidelberg startet am 15. September mit der Deutschsprachigen Erstaufführung „Justizmord des Jakob Mohr“ ins Theaterjahr 2018|19

Marco Albrecht (Foto: Ludwig Olah)
Marco Albrecht (Foto: Ludwig Olah)

Heidelberg – Unmittelbar nach der ersten Premiere des neuen Tanztheaters folgt das Schauspielensemble am 15. September 2018 mit einer Deutschsprachigen Erstaufführung. Auch die Schauspieler*innen gehen mit der Aufführung „Justizmord des Jakob Mohr“ aus dem Theater hinaus und präsentieren ihre diesjährige erste Premiere im Haus der Johannisgemeinde in Heidelberg-Neuenheim.

Der Hilfsgärtner Jakob Mohr, geboren in Mannheim 1884 und verstorben 1941 in Paris, saß nach mehreren Gefängnis- und Zuchthausstrafen 1912 bis 1917 in der Heidelberger Universitätsklinik sowie in der Anstalt Wiesloch ein, weil er sich von übelwollenden Kräften mit Wellen beeinflusst glaubte. Auf seiner Zeichnung stellt er sich als Angeklagten vor einem Gericht dar, bestehend aus einer Reihe von Richtern, Geschworenen und Zeugen der früheren Prozesse, in die er verwickelt war. Sich selbst zeigt er Rede und Antwort stehend, dabei aber beeinflusst von einem ‚Fernhypnotiseur‘, der mit einem Apparat in seinen Händen Mohrs Gedanken kontrolliert.

Der Theaterleitung Heidelberg ist es gelungen, mit Eva Kot’átková eine sehr renommierte tschechische Künstlerin zu gewinnen, die auch bereits international große Aufmerksamkeit erlangte. Eva Kot’átková sagt über ihr Projekt: „Mit seinen Zeichnungen versucht Jakob Mohr, die Existenz einer Maschine zu beweisen, die jede seiner Handlungen, Worte und Gesten beeinflusst und Mohrs Körper unfrei macht. Er zeigt uns dabei nicht nur die Maschinerie in seinem Kopf, sondern auch die oppressive Macht der Psychiatrischen Anstalt. Ziel meines Projekts ist es deshalb nicht, Jakob Mohr als Patienten und Opfer wahnhafter Vorstellungen darzustellen, sondern als Menschen, der die Machtmechanismen, die ihn bestimmen, scharf und kritisch reflektiert. Das Theaterstück „Justizmord des Jakob Mohr“ ist eine lebendige Abbildung im realen Raum. Die Schauspieler beugen sich der Logik der Zeichnung, dem Bühnenbild und den Kostümen aus Papier, der seltsam verkrümmten Perspektive. Die Zuschauer schlüpfen in die Rolle von Zeugen und Geschworenen – durch ihre Anwesenheit wird das Bild vollkommen.“ – Theater trifft auf Bildende Kunst. Schauspieler*innen des Theaters und Orchesters Heidelberg treffen auf Menschen mit Psychiatrie-Erfahrung. Ein außergewöhnliches Theatererlebnis erwartet das Publikum im historischen Gemeindesaal der Johanneskirche in Heidelberg-Neuenheim.


Eva Koťátková, die gleichzeitig die Regie übernahm sowie die Bühne und Kostüme für diese Aufführung entwarf, wurde in Prag geboren. Sie studierte Kunst in Prag, Salzburg sowie San Francisco und schuf in den letzten Jahren ein international vielbeachtetes Werk. Sie war an zahlreichen Ausstellungen weltweit beteiligt. Ihre Arbeiten waren u. a. auf den Biennalen in Venedig, Sydney, Lyon und Liverpool zu sehen. 2007 erhielt Eva Koťátková als bisher jüngste Preisträgerin den Jindřich-Chalupecký-Preis, die bedeutendste Auszeichnung für Bildende Kunst in Tschechien. Es folgten zahlreiche weitere Preise, z. B. 2014 der Dorothea von Stetten-Kunstpreis des Kunstmuseums Bonn. Für die Uraufführung der Performance „Justizmord des Jakob Mohr“ in Prag wurde Eva Koťátková als Künstlerpersönlichkeit des Jahres 2015 ausgezeichnet.

Diese Aufführung findet in Zusammenarbeit mit der Sammlung Prinzhorn, der evangelischen Johannesgemeinde Heidelberg-Neuenheim, der Theaterakademie Mannheim sowie dem Universitätsklinikum Heidelberg, Klinik für Allgemeine Psychiatrie statt. Gefördert wird die Arbeit vom Kulturministerium der Tschechischen Republik, dem Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds und dem Tschechischen Zentrum München. Es ist eine Kooperation mit dem Institute of Anxiety und Are|are-events.org.

Weitere Termine: 16., 22., 23.9., 3., 4.,7.,18., 19., 26.10. (zum letzten Mal) jeweils um 20.00 Uhr.

Adresse des Spielortes: Lutherstraße 67, 69120 Heidelberg, Neuenheim; Anreise mit der Straßenbahn, Haltestelle Kußmaulstraße, Linien 5, 23; Bus, Haltestelle Lutherstraße, Linie 31. Bei Anreise mit eigenen PKW bitte beachten: Das Haus der Johannesgemeinde befindet sich in einem Wohngebiet. Das Parken ist nur mit einem Anwohnerparkausweis gestattet. Die nächste offizielle Parkmöglichkeit ist das Parkhaus Nordbrückenkopf (P16). Von hier aus laufen Sie zu Fuß ca. 8 Minuten bis zum Haus der Johannesgemeinde. – Bitte beachten Sie bei Anreise mit einem privaten PKW die eingeschränkte Parksituation am Spielort.