Darmstadt: Neu in der Gemäldegalerie des HLMD – „Gustave Courbet (1819-1877) – Une Vague (Eine Welle), 1866“

Gustave Courbet, Une Vague (eine Welle), 1866, Öl auf Leinwand, Privatleihgabe (Foto: Wolfgang Fuhrmannek, HLMD)
Gustave Courbet, Une Vague (eine Welle), 1866, Öl auf Leinwand, Privatleihgabe (Foto: Wolfgang Fuhrmannek, HLMD)

Darmstadt – Erstmals zeigt das Hessische Landesmuseum Darmstadt in der Gemäldegalerie die Dauerleihgabe aus Darmstädter Privatbesitz: Gustave Courbets Gemälde „Une Vague“ von 1866. Es ergänzt ab sofort die Präsentation des 19. Jahrhunderts.

Dieses kleine Wellenbild zeigt neben der Liebe des Künstlers zum Meer sein Interesse zu alltäglichen Motiven. Courbet gilt als radikaler Vertreter des französischen Realismus. Während seiner Sommeraufenthalte in der Normandie entstanden rund sechzig Brandungsbilder in ganz verschiedenen Formaten. Nur Wolken und Wellen – kein Schiff, kein Land in Sicht, keine Spur von Menschen.

Der Farbauftrag ist grob. Teilweise spachtelte Courbet Farbe mit dem Messer, so dass die Wogen sich plastisch türmen. Sie wird selbst zum Ereignis und soll nicht mehr nur abbilden. Der Mechanisierung und Rationalisierung des Lebens stellte Courbet bewusst die rohe Naturgewalt entgegen, die sich nicht zivilisieren lässt. Sein bürgerliches Publikum sollte eine archaische, entfesselte Kraft erleben. Gerade diese kompromisslose Expressivität nahmen die von allegorischen Salonbildern gelangweilten Pariser begeistert auf. Sie fühlten sich auf eine neue Art ins Bild einbezogen. Zeitgenossen stilisierten die Wellen zu Metaphern von Kampf und Widerstand und zur Auflehnung gegen Napoleon III. Sie wurden zu Sinnbildern eines Umschwungs, der als Welle Bestehendes hinwegreißt. Sicher nicht zuletzt, da Courbet ein führendes Mitglied der revolutionären Pariser Kommune war.

1858 bezog Courbet ein Atelier im Frankfurter Städel und verkaufte an das liberale Bürgertum. So ist womöglich unsere Welle, ein Zufallskauf in den 1990er Jahren, der damaligen Beliebtheit des Franzosen am Main geschuldet.

„Im Dialog mit Arnold Böcklins „Prometheuslandschaft“, 1885, und Eugen Brachts symbolistisch aufgeladenem „Gestade der Vergessenheit“, 1889, zeigen sich mit der Umhängung der Galerie des 19. Jahrhundert im Kargelbau exemplarisch die Umbrüche der Landschaftsmalerei der Zeit.“ sagt Dr. Gabriele Mackert, Kuratorin für das 19. – 21. Jahrhundert am HLMD.

Gespräch:
Geschichten hinter Bildern
Dr. Gabriele Mackert, HLMD, im Gespräch mit den Darmstädter Sammlern Karin und Udo Steinbeck über ihr Bild Gustav Courbet „Une Vague“, 1866
Freitag, 9. November 2018, 11.00 Uhr

Führung:
Wellen des Protests. Warum Gustave Courbets Wellenbild von 1866 nicht nur ein Naturschauspiel ist
Öffentliche Führung mit Dr. des. Jennifer Chrost, HLMD
Freitag, 14. Dezember 2018, 11.00 Uhr