Rugby: Heidelberger Olympia-Hoffnungen an die Wand gefahren?

Verband und Hans-Peter Wild heillos zerstritten - ein Kommentar von Hannes Blank

Da war noch alles in Butter: Pressekonferenz von DRV und WRA im Juni 2016 (Foto: Hannes Blank)
Da war noch alles in Butter: Pressekonferenz von DRV und WRA im Juni 2016 (Foto: Hannes Blank)

Die gemeinsame Pressekonferenz des Deutschen Rugby-Verband zusammen mit der Wild Rugby Academy am 9. Juni 2016 kann man inzwischen getrost als „historisch“ bezeichnen. Historisch deswegen, weil es die letzte Veranstaltung war, an dem der Deutsche Rugby-Verband (DRV) und die Heidelberger Wild Rugby Academy sich grün waren, einig im Ziel, den Rugbysport in Deutschland nach vorne zu bringen.

Damals hatte man einen Konferenzraum in einem zentrumsnahen Hotel in Mannheim gemietet, um möglichst vielen Journalisten die Möglichkeit zu geben, an der verheißungsvollen Auftakt-Informationsveranstaltung teilzunehmen. Als Sportjournalist bekam man dann in regelmäßigen Abständen Pressemitteilungen zugeschickt. Diese Mitteilungen wurden jedoch im Verlauf der letzen zwei Jahre zur Chronik des Niedergangs der Ambitionen der beiden Nationalmannschaften der Männer, sowohl des traditionellen 15er-Rugbys als auch des Rugbyspiel mit je 7 Athleten je Mannschaft. Letztgenannte Variante ist seit Rio 2016 olympische Sportart und die Chancen standen damals gut, dass die deutsche Mannschaft sich für die Olympischen Spiele in Tokio 2020 qualifizieren wird.
Die Qualifikation ist nun aber fraglich, wie die gesamte Zukunft der internationalen Ambitionen der deutschen Rugbyspieler. Grund dafür ist das tiefe Zerwürfnis zwischen dem Eppelheimer Rugby-Mäzen Hans-Peter Wild („Capri Sun“) und dem Deutschen Rugby-Verband. Wild hat bisher dafür gesorgt, dass die besten Spieler (in Heidelberg, der Hochburg des deutschen Rugbysports) als Vollprofis angestellt waren und somit natürlich ein höheres sportliches Niveau erreichten, als es ihnen als reine Amateursportler jemals möglich gewesen wäre.

Nach einem ausführlichen Interview von Wild mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagzeitung vom 15. Juni 2018, in dem er ankündigte, die finanzielle Unterstützung einzustellen, hatten die Sportjournalisten nur zwei Tage später eine ausführliche Stellungnahme des DRV auf dem Tisch. Sie ist jedoch nur Höhepunkt von gegenseitigen Schuldzuweisungen, die Sache an sich ist verfahren und gleicht einem gordischen, also unlösbaren Knoten. Im Kern geht es um unterschiedliche Meinungen darüber, welche der beiden Nationalmannschaften besser zu unterstützen sei (15er oder 7er) und wie stark die Fokussierung auf den Standort Heidelberg aussehen soll.

Bisher steht nur ein Verlierer sicher fest und das ist … Heidelberg. Aus dem 10 Millionen teuren Trainingszentrum wird nichts, das stellte Wild im FAZ-Interview klar. Auf Anfrage von Metropolnews weiss auch der Heidelberger Ruderklub (HRK), trotz des Wassersports im Namen einer der führenden Vereine im deutschen Rugby, nicht, wie es nun weitergeht. Für den HRK geht es dabei nicht nur um die Profis, sondern auch um seine Nachwuchsarbeit bei Kindern und Jugendlichen. Der üble Streit hat natürlich weder Vorbildcharakter noch wird es vermutlich auf absehbare Zeit Rugby-Länderspiele in Heidelberg geben, also zeichnet sich auch hier ein Minus an Rugby-Begeisterung ab und wieder ist Heidelberg, neben den deutschen Rugbysport insgesamt, der große Verlierer.