Pirmasens: Garten- und Friedhofsamt warnt vor Eichenprozessionsspinner

Pirmasens – Der für Menschen wie Haustiere gefährliche Eichenprozessionsspinner ist auch in Pirmasens auf dem Vormarsch. Dem Garten- und Friedhofsamt wurden zahlreiche Fälle im Stadtgebiet gemeldet. Die Brennhaare der Schmetterlingsraupe können Allergien und Asthma auslösen.

Die Stadtverwaltung rät Abstand zu den Raupen und ihren Gespinsten zu halten. Spaziergänger werden gebeten, befallene Bäume in öffentlichen Parks- und Grünanlagen, auf Schul- und Friedhöfen oder Spielplätzen und Wäldern dem Garten- und Friedhofsamt zu melden.

Der Befall mit dem Eichenprozessionsspinner ist durch die Bildung von sogenannten Gespinsten in der Krone oder an Astgabeln des Wirtsbaumes leicht zu erkennen. Auch die Anordnung der Tiere während ihrer „Prozessionen“ von den Gespinsten zu den Fraßstellen fällt sofort ins Auge.

Laien verwechseln den Eichenprozessionsspinner häufig mit der Gespinstmotte, die Gehölze kahl frisst und sie komplett mit Netzen wie aus Gaze einspinnt. Diese Raupe ist jedoch für den Menschen völlig ungefährlich. Zu den sicheren Unterscheidungsmerkmalen zählt, dass sie in der Regel nicht in Eichen auftritt.

„Wenn man in der Nähe seiner Wohnung oder gar eigenen Garten einen Befall mit dem Eichenprozessionsspinner feststellt, besteht zunächst kein Grund zur Panik“, erklärt André Jankwitz. Der Leiter des Garten- und Friedhofsamtes rät dazu Ruhe zu bewahren und den oder die betroffenen Bäume zu meiden. Die Nester sollten unbedingt in Ruhe gelassen und vor allem nicht darin herumgestochert werden.

„Das Nesselgift der Brennhaare kann bei Hautkontakt eine sogenannte Raupendermatitis mit punktuellen Rötungen der Haut, Juckreiz und Brennen auslösen. Reizungen der Augen-Bindehaut und der Schleimhäute im Mund-, Nasen- bzw. Rachenraum sind ebenfalls möglich. Disponierte Personen können auch asthmaähnliche Beschwerden verspüren“, erklärt Dr. Heinz-Ullrich Koch, Leiter des zuständigen Gesundheitsamtes bei der Kreisverwaltung Südwestpfalz. Der Mediziner rät dazu, bei Kontakt mit den Raupenhaaren betroffene Körperteile gründlich mit Wasser abzuspülen und die Kleidung zu waschen, keinesfalls auszuschütteln! „Treten Beschwerden auf, sollten Betroffene unverzüglich einen Arzt konsultieren“, rät Dr. Koch.

Auf öffentlichen Flächen kümmern sich geschulte Mitarbeiter des Wirtschafts- und Servicebetriebs der Stadt Pirmasens (WSP) um die Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners. Mithilfe eines Spezialstaubsaugers werden die Schädlinge und Nester mechanisch entfernt. Die Methode ist zwar aufwändig, bietet aber den Vorteil, dass sie gegen Larven in allen Entwicklungsstadien wirksam ist. Die Stadt behält sich die Sperrungen betroffener Flächen aus Sicherheitsgründen vor.

Tritt der Eichenprozessionsspinner auf Privatgrundstücken auf, ist der Eigentümer zur Beseitigung verpflichtet, wenn die Allgemeinheit gefährdet ist. Wegen der möglichen gesundheitlichen Beeinträchtigung bei Bekämpfungsmaßnahmen, den notwendigen Sicherheitsvorkehrungen (Atemschutz und Vollschutzanzug) und des erforderlichen Sachverstandes rät die Verwaltung Privatpersonen unbedingt von einer selbständigen Durchführung einer solchen Maßnahme ab. Mit der Beseitigung sollten ortsansässige Fachfirmen zur Schädlingsbekämpfung beauftragt werden.

Um eine weitere Ausbreitung wirksam einzudämmen, setzt die Stadtverwaltung auf die Mithilfe der Pirmasenser. Wer ein Nest entdeckt, wird gebeten den Standort des betroffenen Baums unverzüglich dem Garten- und Friedhofsamt zu melden.
Telefon: 06331/5511-10 ; E-Mail: gartenamt@pirmasens.de

Infobox:

Der Eichenprozessionsspinner (EPS) ist ein Forstschädling, der bevorzugt und überwiegend Eichen befällt. Der Falter ist unscheinbar graubraun gefärbt und hat braune Linien auf seinen Flügeln. Seine Eier legt er vorzugsweise an glatten Rindenstellen freistehender älterer Eichen ab. Der Schmetterling, ein ungefähr 25 Millimeter großer Nachtfalter, ist an sich völlig harmlos. Er fliegt von Ende Juli bis Anfang September. Wenn die samtartig behaarten Raupen geschlüpft sind, fressen sie in großen Verbänden die austreibenden Eichenblätter. Sie durchlaufen bis zur Verpuppung fünf bis sechs Entwicklungsstadien, wobei sie jedes Mal ihre alte Haut abwerfen. Die Raupen ziehen sich tagsüber sowie auch zur Häutung in sogenannte Gespinstnester (Durchmesser bis zu einem halben Meter) zurück. Gegen Abend, mit Einbruch der Dunkelheit, begeben sich die Raupen von dort prozessionsartig auf erneute Nahrungssuche in die Baumkronen.

Gesundheitsgefahren: Eine akute gesundheitliche Gefährdung für den Menschen geht von den sehr feinen Haaren der Raupen aus. Ab der dritten Häutung bilden sie zusätzlich zu ihren langen sichtbaren Haaren rund 600 000 nur 0,1 bis 0,25 Millimeter lange „Brennhaare“, die das Eiweißgift Thaumetopein enthalten. Damit schützt sich die Raupe vor Fressfeinden.

Der Kontakt mit den Haaren führt zu starken Reizungen und allergischen Reaktionen von Haut und Atemwegen. Zu den Begleiterscheinungen zählen Schwindelgefühl, Fieber und Müdigkeit. Die Raupenhaare behalten ihre giftige Wirkung jedoch über einen lange anhaltenden Zeitraum. Dabei stellen gerade die alten, noch am Baum verbliebenen Gespinstnester eine anhaltende Gefahrenquelle dar.