Weidenthal: Whisky-Tasting mit hohen Anforderungen – „Keeper of the Quaich“ Heinfried Tacke in Weidenthal

“Der Whisky-Botschafter” Heinfried Tacke – McHerbie (Herbert Laubscher) – “Piper Gotti” Marcus Gottwald (Foto: privat)
“Der Whisky-Botschafter” Heinfried Tacke – McHerbie (Herbert Laubscher) – “Piper Gotti” Marcus Gottwald (Foto: privat)

Weidenthal – 31 Whiskyfreunde hatten sich im Clubheim des Weidenthaler Tennis-Clubs eingefunden, um einem ganz Großen der Whisky-Szene in Deutschland und weit darüber hinaus zu huldigen. Heinfried Tacke aus Konstanz hatte auf Einladung des Weidenthaler Whisky-Clubs seinen Auftritt angekündigt und damit Clubchef McHerbie (Herbert Laubscher) und seine Mannen in eine ziemliche Aufregung versetzt. So richtig ernsthaft hatten die Pfälzer Freunde des „Uisge Beatha“ (gälisch für „Wasser des Lebens“) dessen Kommen nämlich nicht in Betracht gezogen.

Zu groß der Gegensatz des gerade mal 30 Mitglieder zählenden „Glencairn Whisky-Clubs“ zum „Keeper of the Quaich“ Heinfried Tacke. Die exklusive „Scotch-Whisky-Gesellschaft“ verleiht diesen Ehrentitel an Personen, die sich um den schottischen Whisky und Schottland selbst in besonderem Maße verdient gemacht haben. Wie so Vieles kommt auch diese Namensgebung aus dem Gälischen. Ins Deutsche übersetzt könnte man etwa „Hüter des Kelches“ sagen. Womit man wieder bei den Ursprüngen sind. Der „Quaich“ ist ein silberner Trinkkelch mit zwei kleinen Haltegriffen und ist als Whisky-Trinkgefäß gebräuchlich. Die schottische Vereinigung wurde 1988 gegründet und hat weltweit heute etwa 2.500 Mitglieder. Heinfried Tacke hat diese hohe Auszeichnung im Herbst 2015 auf Blair Castle erhalten.

Heinfried Tacke ist Jahrgang 1962 und lebt und arbeitet in Konstanz. Der studierte Philosoph und Diplom-Pädagoge befasst sich mit allen möglichen Themen des Genusses. Er schreibt seit langem für das Fachmagazin „Der Whisky-Botschafter“, wo er 2014 die Chefredaktion übernommen hat. 2004 veröffentlichte er erstmals einen Whiskyführer nur für Deutschland. 2007 folgte die 1. Ausgabe des „Whisky-Guide Deutschland“. Dieser außergewöhnliche Führer durch die Whiskywelt ist mittlerweile über 500 Seiten stark und stellt seit 2016 auch regelmäßig den Weidenthaler Whisky-Club vor. Seit 2009 widmet er sich darin noch gezielter dem deutschen Whisky. 2012 gründete Heinfried Tacke das „Forum Deutsche Whiskys“, woraus der „Verband Deutscher Whiskybrenner“ entstand. Kein Wunder, dass die Weidenthaler bei so einer Vita etwas nervös wurden.

In seinem „Whisky-Guide Deutschland 2018“ hat Heinfried Tacke mal wieder einen Denkanstoß gesetzt. Was zeichnet eigentlich einen guten Whisky aus? Diese sehr berechtigte Frage stand denn auch im Mittelpunkt des Tastings in Weidenthal. Tacke filterte dabei vier Qualitätskriterien heraus, die sich auch in unterschiedlicher Art in den Tasting-Whiskys wiederspiegelten. Da wären die Fülle und Weite der Aromen (Erhabenheit), Betörende und ausgewogene Intensität, Hohe Dichte und Konzentration und letztendlich der bleibende Eindruck. Am Schluss kommt der Experte zu dem Ergebnis: Qualität will Geschichten, Whisky ist und bleibt ein ursprüngliches Handwerk.

Zugegeben, die Materie hatte es in sich bei diesem außergewöhnlichen Tasting-Abend in Weidenthal. Man könnte auch sagen, Heinfried Tacke verstand es zu fordern, aber gleichzeitig auch zu fördern. Der dauernde Meinungsaustausch auf hohem Niveau brachte für die teilnehmenden Whiskyfreunde manch Neues und Unbekanntes. Und noch lange nach dem offiziellen Teil der Veranstaltung saß man in kleineren Kreisen zusammen und diskutierte sich die Köpfe heiß. So darf, ja so muss es sein.

Bei seinem Eintrag im „Goldenen Buch“ der Gemeinde Weidenthal bedankt sich der so sympathische Mann vom tiefen Süden der Republik ganz herzlich für die Einladung, für einen schönen Abend mit tollen Fragen und für bleibende Eindrücke. „Macht weiter so“, sein abschließendes Fazit. Die Whiskyfreunde aus Weidenthal dürfen stolz sein, einen solchen Mann und ein solches Tasting im kleinen Walddorf erlebt zu haben. Und eines ist auch klar, sie werden es so weiter machen, die Lairds und Lords vom Glencairn Whisky-Club aus Weidenthal. McHerbie hatte dann abschließend noch ein paar ausgesuchte Pfälzer Weine für den Genießer Heinfried Tacke parat. Sein Leben besteht nämlich nicht nur aus Whiskys, wie man zwischendurch immer mal erkennen konnte.

Sein Dank galt auch Piper Marcus Gottwald von der Haardt, der immer mal wieder mit seinen schottischen Traditionals die Atmosphäre auflockerte und für Stimmung sorgte. Ein Danke ging auch an das Küchenpersonal mit Anne und Hilde sowie Koch Dirk Renzelmann, der mit einem gigantisch guten Wildgulasch aufwartete.

Ach ja, ein weiteres Schmankerl hatten die Gastgeber dann am nächsten Morgen für Heinfried Tacke noch bereit. Ein tolles Weißwurst-Frühstück im Weidenthaler Schützenhaus fand allgemein Begeisterung bei dem Mann vom Bodensee und den da auch schon wieder ausgeschlafenen Clubmitgliedern.

Folgende Akteure trugen noch wesentlich zum Gelingen des Whisky-Tastings bei und dürfen in der Berichterstattung natürlich nicht fehlen:

Zur Begrüßung der Gäste stiftete der Whisky-Club einen feinen schottischen „Glenfarclas Team“ aus dem Oloroso Sherry-Fass mit 46 % Alc.Vol. Die erste Tasting-Runde wurde mit einem „Box Whisky Quercus Rubur“ mit 50,8 % Alc.Vol. aus Schweden eröffnet. Danach folgten ein 15 Jahre alter „Benromach“ mit 43 % Vol.Alc. aus Schottland und ein pfälzischer „Saillt Mór PX Finishing“ mit 59,3 % Alc.Vol. Dieser Whisky von Ralf Hauer aus Bad Dürkheim wurde vom „Der Whisky-Botschafter“ mit „Germany´s Bronze Whisky National 2017“ ausgezeichnet. Damit steht er in einer Reihe mit zum Beispiel einem „Black Forest“ der bekannten Destillerie „Kammer-Kirsch“ und einem „Slyrs“ von der tollen Destillerie vom Schliersee.. Whisky-Destiller Ralf Hauer nahm selbst am Tasting teil und stellte im lockeren Zwiegespräch mit Heinfried Tacke seinen ausgezeichneten Whisky vor.

Nach der Pause ging es international mit einem indischen „Amrut Fusion“ und 50 % Alc.Vol. weiter. Danach folgten zwei Whiskys aus den USA. Zuerst ein „Balcones Texas Single Malt, Classic Edition“ und 53 % Alc.Vol, auf den zum Abschluss ein “Blanton’s Straight from the Barrell“ mit ganz starken 63,35 % Alc.vol. folgte. Die große Mehrheit zog dabei den richtig guten „Kentucky-Bourbon“ dem „Texas Single Malt“ vor.

Ein weiteres Tasting ist derzeit für den 2. November 2018 geplant. Dann wird Clubmitglied Peter Bockhoff unter dem Motto: „Deutschland brennt“ ausgesuchte deutsche Whiskys im Weidenthaler Schützenhaus vorstellen. Nähere Informationen dazu zu gegebener Zeit.