Frankfurt am Main – 1996, da war er 20 Jahre alt, hatte Philipp Geist seine erste Ausstellung. Heute ist der Berliner ein weltweit renommierter Lichtkünstler. In Rio de Janeiro hat er eine zusammenhängende Videoinstallation der Christus-Statue und einer Favela verwirklicht, in Teheran den Azadi Turm mit einer flächendeckenden Video-Malerei bespielt.

Vielen Frankfurtern wird Geist von der Luminale 2012 in Erinnerung sein. Damals tauchte er den Uni-Campus Bockenheim mit „Time Drifts“ in farbiges Licht, für die Installation erhielt Geist den Deutschen Lichtdesign-Preis in der Kategorie Lichtkunst. Für die Luminale 2018 hat der Künstler eine multimediale Installation für den Römer und den Römerberg entwickelt – „Frankfurt Fades“ ist ein raumgreifendes Lichtkunstwerk, das die Besucher durchschreiten können. Das Amt für Kommunikation und Stadtmarketing Frankfurt wollte wissen, wie Geist Lichtkünstler wurde und worauf es bei seinen Installationen ankommt.

Wie sind Sie Lichtkünstler geworden?

Ich bin Autodidakt. Als Jugendlicher habe ich fotografiert, dann mit der Malerei begonnen. Heute male ich immer noch – mit meinen Projektionen. Als ich vor über 20 Jahren anfing, mit Licht zu arbeiten, war es noch eine ganz unbekannte Kunstform.

Woher kommt Ihre Leidenschaft für Licht?

Licht und Schatten haben mich schon immer fasziniert. Reflexionen, Strukturen, grafische Elemente – mit Projektionen kann man sie aufgreifen und verstärken, Blicke auf Details lenken.

Philipp Geist (Foto: Philipp Geist / VG Bildkunst 2018)
Philipp Geist (Foto: Philipp Geist / VG Bildkunst 2018)

Wie ist es, den Römer zu „bemalen“?

Der Römer ist ein Ort mit einer spannenden Geschichte. Es ist das Rathaus Frankfurts, hat also eine ebenso große historische wie aktuelle Relevanz. Losgelöst von den Dimensionen meiner Installationen begegne ich den jeweiligen Örtlichkeiten immer mit großem Respekt.
Welche Rolle spielen die Örtlichkeiten beim Entwickeln Ihrer Lichtinstallationen?
Wir haben sehr lange gebraucht, um die Stellen zu finden, von denen aus wir auf dem Römer und die Fläche davor projizieren können. Am Römerberg gibt es keine Flachdächer, auf denen wir unsere Projektoren positionieren konnten. Und als wir die Stellen dann gefunden hatten – in einem Haus der Ostzeile und auf der Alten Nikolaikirche – stellte sich die Frage: Wie bekommen wir die Projektoren dort hinauf?

Was ist zuerst da: Die kreative Idee oder die Frage nach der technischen Umsetzung?

Sie gehen Hand in Hand. Künstlerische Idee und technische Umsetzung kann ich immer nur gemeinsam entwickeln. Hätte ich auf dem Römerberg keine Möglichkeit gefunden, auf den Boden zu projizieren, hätte ich „Frankfurt Fades“ nicht so gestalten können, wie die Besucher die Installation während der Luminale erleben werden.

Ihr Kunstwerk ist nicht nur Projektion, sondern auch begehbar – warum?

Indem ich meine Installationen begehbar mache, verwandele ich Flächen in Räume, die die Menschen durchschreiten können. Die Besucher werden Teil meiner Arbeit. Durch die projizierten Wörter entstehen bei jeden einzelnen andere Assoziationen und neue Geschichten. Worte wie Bücherverbrennung, Respekt, verweile doch und Hibbdebach kennt jeder Frankfurter – doch in jedem einzelnen lösen sie etwas anderes aus.

Bitte ergänzen Sie diesen Satz: Die Luminale ist…

… ein Festival, das ich seit Jahren begleite und sehr schätze. Es bietet den Frankfurtern und den Besuchern der Stadt ein großartiges Programm und die Möglichkeit, verschiedene Formen von Lichtkunst an verschiedensten Orten zu entdecken, Künstler und Designer kennenzulernen.

Sie sind Luminale-Künstler, werden Sie auch als Besucher unterwegs sein?

Ich hoffe es! In den vergangenen Jahren habe ich das kaum geschafft. Dieses Mal will ich unbedingt versuchen, die Videomappings an der EZB und der Alten Oper zu sehen.

Die Fragen stellte Anja Prechel.