Weidenthal – Weihnachten, das hat immer etwas Besonders. Innehalten, mit großen Augen vor dem hell erleuchteten Weihnachtsbaum sitzen. Das Abschmücken dagegen, jedes Jahr ein kleiner Horror. Da steht er dann. Allen Schmuckes beraubt, lässt er nun auch noch die Nadeln fallen. Zeit ihn aus der Wohnung zu werfen. Tagelang verharrt er dann auf dem Bürgersteig, so als würde er gerne noch einmal hereingebeten. Noch nicht einmal ein Hund erweist ihm die Ehre, sein Bein zu heben.

Doch die Leute vom FC „Wacker“ im Walddorf Weidenthal haben sich da etwas einfallen lassen, so dass auch der Weihnachtsbaum sich auf ein würdiges Ende seines Daseins freuen kann. Das Knutfest. Die Idee der Weihnachtsbaumverbrennung, eigentlich ein traditionelles schwedisches Fest, wurde aus einer Laune heraus geboren.

Foto: Holger Knecht
Weihnachtsbaumwerfen (Foto: Holger Knecht)

Als die Kicker der „Alten Herren“ im privaten Rahmen ihre schon ziemlich nadellosen Bäume dem Feuer übergaben und dazu Glühwein tranken, da war sie plötzlich da… die Idee! Ein Fest im Januar, das hatte noch gefehlt. Und die AH, alles andere als eine greise Seniorenrunde, machte kurzum ein öffentliches Fest daraus, das nun am 7. Januar 2018 auch schon in die 16. Runde geht. Um die 1.000 Besucher waren beim letzten Knutfest dabei. Und die Erfolgsgeschichte geht weiter.

Bekannt geworden ist das Knutfest in Deutschland durch die Werbung des schwedischen Möbelriesen IKEA. Da werfen die Schweden am 13. Januar ihre Weihnachtsbäume aus dem Fenster und verbrennen sie bei einem lustigen Dorffest. Sie begehen damit das Ende der Weihnachtszeit und die Wiederkehr des Tageslichtes.

Beim ersten offiziellen Weidenthaler Knutfest hatten die Veranstalter mit vielleicht 200 bis 300 Besuchern, vornehmlich aus dem Ort, gerechnet. Doch es kamen mehr und im Laufe der Jahre immer mehr Leute. Auch Dank des tollen Rahmenprogramms, das da geboten wird. Zu Glühwein und Weihnachtsbaumverbrennen gesellen sich viele andere Ideen, wie die nun auch schon 12. Weltmeisterschaft im Weihnachtsbaumwerfen-Dreikampf. Eine Riesengaudi, die auch immer mehr Zuspruch erfährt. Da werden die Bäume geschleudert sowie weit und hoch geworfen. Der Weltrekord bei den Männern steht bei stolzen 25,01 m und wird gehalten von Frank Schwender aus Frankeneck. Weltbeste bei den Frauen ist Alexandra Köpper aus Römerberg mit 15,95 m, die auch als Titelverteidigerin am Start sein wird. Sicher wieder auch mit von der Partie der Lokalmatador und amtierende Weltmeister bei den Herren, Christopher Milloth aus Weidenthal.

Weihermer Schneckenschleimer (Foto: Holger Knecht)
Weihermer Schneckenschleimer (Foto: Holger Knecht)

Nicht zu vergessen auch die „Weihermer Schneckenschleimer“. Die badischen Guggemusiker sind schon seit vielen Jahren nicht mehr wegzudenkende Stimmungskanonen auf dem Festplatz.

Eine Knut-Party am Abend, mit Schwedenfackeln und einem für dörfliche Verhältnisse tollen Feuerwerk, sorgen dann für einen würdigen Abschluss eines einzigartigen Festes im idyllischen Pfälzerwald. Die Weidenthaler sind sich sicher, dass auch das kommende Knutfest wieder ein Erfolg wird. Schließlich nennen sie ihr Fest ja auch mit Fug und Recht „Das Original“.