Rumbach-Vertragsunterzeichnung
Vertragsunterzeichnung (von links): Projektbetreuerin Sabine Hoos, Biosphärenreservats-Direktorin Dr. Friedericke Weber und Bürgermeister Ralf Weber (Foto: Bezirksverband Pfalz)

Rumbach – Mit der Sicherung einer Altholzinsel und der damit verbundenen Vertragsunterzeichnung im Rahmen des EU-Projekts „LIFE Biocorridors“ hat die Gemeinde Rumbach sich dazu entschieden, eine langfristige Maßnahme für den Schutz von Pflanzen und Tieren umzusetzen.

Die 2,1 Hektar große Fläche wird vom Forstamt Wasgau betreut und grenzt unmittelbar an das bestehende Naturschutzgebiet „Königsbruch“ an. Sie soll als Trittstein für viele bedrohte Arten langfristig geschützt werden. Aufgrund ihrer besonderen Eignung unter anderem als Bruthabitat für den Hirschkäfer kommt dieser Altholzinsel eine herausragende Rolle zu.

„Neben diesem möchten wir gerne noch weitere Projekte mit dem Biosphärenreservat durchführen“,

sagte Ortsbürgermeister Ralf Weber. So sei Rumbach ideal für die Ausrichtung eines Biosphären-Bauernmarkts. Der Ort will sich künftig noch besser touristisch platzieren.

Direktorin Dr. Friedericke Weber stellte den Rumbacherinnen und Rumbachern, die zur Vertragsunterzeichnung ins Rathaus gekommen waren, die Aufgaben des Biosphärenreservats vor, das sich nicht nur um Naturschutz und Landespflege kümmere, sondern auch um die Wegelenkung, die Ausrichtung von grenzüberschreitenden Biosphären-Bauermärkte, die Bildung für nachhaltige Entwicklung für alle Generationen und wissenschaftliche Arbeiten, wie die Fledermauskartierung. Ralf Neuheisel, Leiter des Forstamts Wasgau, erläuterte, dass Rumbach im Forstamt die Gemeinde mit dem größten Waldbesitz sei. Der Wasgau verkörpere die Artenvielfalt; die LIFE Biocorridors seien das „Sahnehäubchen der Naturschutzmaßnahmen“. Projektbetreuerin Sabine Hoos stellte die Rumbacher Altholzinsel vor, die ein weiterer Trittstein im Biotopverbund darstelle. Mit ihrer Nähe zu einer Kernzone sowie Frankreich und einem großen Bestand an bis zu 350-jährigen Eichen, Buchen und bis zu 150-jährigen Kiefern sei der langfristige Schutz eine wichtige Maßnahme.

Außerdem habe die Gemeinde großes Interesse am Umweltschutz; die Sicherung der Altholzinsel passe sehr gut ins Dorfkonzept. Auch handele es sich um einen Wald, der während der Weltkriege mit Granatsplittern beschädigt worden sei. Dies hätte jedoch maßgeblich zur Entstehung der Habitatsstrukturen (Astabbrüche, Höhlen, Faulstellen, Rindenverletzungen) beigetragen. Der Hirschkäfer – mit einer Größe von bis zu acht Zentimetern – sei, so Hoos, der größte heimische Käfer und benötige für die Brut abgestorbene, modernde Baumstümpfe. Zersetzungsgrad, Lichtverhältnisse und Nähe zu einer vorhandenen Population seien entscheidend für die grundsätzliche Eignung der Fläche als Bruthabitat. Die Larve des Hirschkäfers könne bis zu sieben Jahre im modernden Holz bleiben, während der entwickelte Käfer nur wenige Wochen im Juni/Juli zu beobachten sei. Nähere Infos gebe es unter www.hirschkaefer-suche.de.

Die Forsteinrichtung schlug der Gemeinde im Jahr 2008 die Entwicklung eines Laub-Nadelholz-Mischwaldes vor, der aufgrund des Standorts – ein mäßig trockener Steilhang der armen Sande der Trifels- und Rehbergschichten – für eine Bestockung mit Kiefer, Douglasie, Eiche und Buche geeignet ist. Die Gemeinde Rumbach hat sich nun ganz bewusst für eine natürliche Entwicklung und Verjüngung dieses Bestandes über einen sehr langen Zeitraum entschieden, um dem Naturschutz einen sehr großen Raum zu geben. Die Entschädigung, die sich aus der Nichtbewirtschaftung der Waldfläche über 30 Jahre ergibt, beträgt 10.000 Euro pro Hektar. Ein weiteres Ziel des LIFE-Projektes, das durch die EU und vom rheinland-pfälzischen Umweltministerium gefördert wird, ist die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für den Wert des Waldes als Schutzgebiet für die Tier- und Pflanzenwelt.

Das LIFE Biocorridors-Projekt will ein grenzüberschreitendes ökologisches Netzwerk im Biotopverbund Pfälzerwald-Nordvogesen schaffen. Hierfür werden verschiedene Maßnahmen in Wald, Wiesen und an Wasserläufen durchgeführt. So sollen beispielsweise Altholzinseln entstehen, die als Nahrungsquellen, Rückzugsorte und Lebensräume für Tiere und Pflanzen dienen, Fichten und Douglasien teilweise entnommen und Buchen, Erlen und andere Laubgehölze in Klumpen gepflanzt werden, um den Laubwaldanteil zu erhöhen. Beim Grünland geht es darum, die zurzeit brachliegenden nährstoffarmen, artenreichen und trockenen Magerwiesen durch Mulchen oder mit Handarbeit zu entbuschen, um das Zuwachsen der Flächen zu verhindern, damit Offenland wieder entsteht und eine Nutzung ermöglicht wird. Auch Feuchtwiesen sollen gemulcht werden, damit sie extensiv als Weide genutzt werden können. In alten Streuobstbeständen sind viele Obstbäume freizuschneiden und rund 500 neue zu pflanzen. Nähere Infos unter www.pfaelzerwald.de.