Vitrine in der Augenklinik der Universitätsmedizin
Der Direktor der Augenklinik und Poliklinik, Univ.-Prof. Dr. Norbert Pfeiffer (r.), und Prof. Dr. Klaus Ewe (l.) weihten gemeinsam die Vitrine mit Fundstücken aus der Römerzeit ein. (Foto: Peter Pulkowski)

Mainz – Wie nur ganz wenige andere Städte in Deutschland haben die Römer die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt nahezu fünf Jahrhunderte lang geprägt.

Es gibt viele gut erhaltene Spuren aus dieser Zeit. Somit ist Mainz so etwas wie ein El Dorado für Archäologen. Mehrere etwa 2000 Jahre alte Fundstücke werden ab heute, in einer Vitrine in der Augenklinik und Poliklinik der Universitätsmedizin (Geb. 101, EG) ausgestellt. Prof. Dr. Klaus Ewe, ehemaliger Mitarbeiter der Universitätsmedizin Mainz, hat den Inhalt der Vitrine gestiftet. Ihm ist es zu verdanken, dass römische Geschichte bei einem Besuch in der Augenklinik sichtbar wird.

„Die eindrucksvollsten in der Vitrine ausgestellten Funde sind ein silberner Fingerring mit ovaler Gemme und Victoria und ein silberner, keulenartiger Anhänger. Beide Schmuckstücke – und das ist absolut faszinierend – wurden nur 50 Meter vom Standort der Vitrine entfernt gefunden“,

schwärmt Prof. Ewe, dessen Hobby die Archäologie ist. Diese und andere in der Vitrine gezeigte Gegenstände des römischen Alltags hat er selber an seinem Arbeitsplatz geborgen.

„Gelegenheiten dafür gab es reichlich, denn auf dem Campus der Universitätsmedizin befand sich vor 2000 Jahren ein Römerlager, und es wurde und wird ständig dort gebaut. Fortwährend kommen dabei römische Scherben und andere römische Gegenstände ans Tageslicht“,

erklärt der emeritierte Professor, der bis 1994 als Gastroenterologe an der Universitätsmedizin Mainz tätig war. Im Laufe der Jahre konnte er eine große Menge an römischen Funden bergen, die auch von der archäologischen Denkmalpflege registriert sind.

Den weitaus größten Anteil der Funde macht die Keramik aus wie beispielsweise Töpfe, Kannen, Becher und Teller. Einige davon sind Grabbeigaben – zu erkennen an den fehlenden Gebrauchsspuren. Ein komplettes Fach ist der Terra sigillata gewidmet. Dabei handelt es sich um das gehobene Tafelgeschirr der Römer, das in einen fein geschlämmten Ton getaucht wurde (Glanztonschlicker) und dadurch nach dem Brand seine rote Farbe und seinen Glanz erhielt. Die Gefäße wurden vielfach mit dem Herstellernamen gestempelt, daher der Name „sigillata“. Sie wurden außerdem oft mit ornamentalen Verzierungen und figürlichen Darstellungen versehen, für die es mehrere Beispiele in der Vitrine gibt.

Zu den herausragenden Fundstücken, zählt ein Amulett aus einer abgesägten Geweihrose mit einem Phallus. Es enthält noch ein bronzenes Glied einer Kette, an der es ein Legionär um den Hals getragen haben dürfte. Ausgestellt sind zudem auch zwei Münzen, bei denen es sich auch um Verluststücke handeln dürfte: ein As des Kaisers Augustus 27v.-14n. Chr. und ein Follis von Constantin dem Großen 306-353 n. Chr. Zu sehen sind darüber hinaus einige Werkzeuge wie eiserner Hammer, Geweihspitze als Gerätegriff, ein stark benutzter Wetzstein, eine Nähnadel aus Knochen und ein Webgewicht. Das unterste Fach ist der römischen Baukeramik gewidmet: Es enthält ein Fragment eines römischen Dachziegels, einer tegula, und vier Fragmente von Dachziegeln mit Legionsstempeln der 1., 4., 14. und 22. Legion. Letztere war über 300 Jahre in Mainz auf dem Kästrich stationiert.

„Mit dieser Vitrine in der Augenklinik haben nun Besucher und Patienten die Gelegenheit, sich der römischen Vergangenheit zu erinnern und bekommen einen umfangreichen Überblick über die Gegenstände des römischen Alltags“,

freut sich der Direktor der Augenklinik und Poliklinik, Univ.-Prof. Dr. Norbert Pfeiffer.