Wasgauer-Gespräche
Wasgauer Gespräche finden Anklang: Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder begrüßt das interessierte Publikum (Foto: Bezirksverband Pfalz)

Fischbach – Luchse und Wölfe leben bald wieder gemeinsam im Pfälzerwald. Davon sind die Fachleute überzeugt, was bei den Wasgauer Gesprächen des grenzüberschreitenden Biosphärenreservats Pfälzerwald-Nordvogesen deutlich wurde.

Rund 150 interessierte Besucherinnen und Besucher, darunter zahlreiche aus Frankreich, kamen ins Biosphärenhaus Fischbach bei Dahn, um den Vorträgen an zwei Tagen zu lauschen und miteinander zu diskutieren. Zu Beginn begrüßte Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder die Gäste:

„Wir fühlen uns als Biosphärenreservat verpflichtet, das grenzüberschreitende Miteinander zu leben.“

Er wies darauf hin, dass „Luchs und Wolf geeignet sind, schnell eine Debatte aufzuladen“. Das Thema sei von Sorgen begleitet, insbesondere von Nutztierhaltern, die Angst um ihre Tiere hätten. Hier wolle die Tagung Aufklärungsarbeit leisten.

„Luchs und Wolf stellen die Vermittlungsfunktion der Verantwortlichen im Biosphärenreservat auf eine Probe“,

sagte Dr. Jean-Claude Génot vom Sycoparc des Naturparks Nordvogesen. Im Biosphärenreservat gebe es momentan keine Wölfe. In den Südvogesen lebe allerdings ein Rudel. Sie bereicherten die Artenvielfalt und sie dienten dazu, uns die Frage zu stellen:

„Wie viel Wildnis wollen wir im Wald haben.“

Dr. Carsten Nowak vom Frankfurter Senckenberg-Institut gab in seinem Vortrag einen Überblick über beide Tierarten und verwies darauf, dass der Auerochse vor 400 Jahren in Deutschland, der Braunbär vor 300 Jahren, der Luchs vor 200 Jahren und der Wolf im 18./19. Jahrhundert ausgestorben sei. Von den großen Fleischfressern, von denen einst 15 die deutschen Wälder besiedelt hätten, gebe es nur noch etwa die Hälfte. Während der Luchs als katzenartiges Tier einzelgängerisch unterwegs sei, lebe der Wolf als hundeähnliches Tier im Rudel und habe eine große Anpassungsfähigkeit an seinen Lebensraum. Es gebe nur ein sehr geringes Konfliktpotential mit dem Menschen. Da er sich schon immer an Nutztieren vergriffen habe, sei dies wahrscheinlich der Grund, warum man ihn ausgerottet habe. Seit gut 15 Jahre breiteten sich Wölfe wieder in Deutschland aus. Sie kämen von Polen östlich von Dresden über die Grenze und zögen in Richtung Lüneburger Heide. Zu ihren Beutetieren zählten unter anderem Rehe, Hirsche, Mufflons und Wildschweine. Den Luchs siedele man im Harz, Bayerischen Wald und Pfälzerwald an. Er reiße nur selten Nutztiere; es gebe auch kaum Konflikte mit Menschen.

Auf die derzeitige Situation der Luchse im Pfälzerwald ging Sylvia Idelberger von der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz ein. Bislang habe man fünf Luchse freigelassen, immer im Raum Waldleiningen, damit sich ein Populationskern bilden könne. Ein schöner Erfolg sei die Geburt von zwei Kudern (männlichen Tieren) im Frühjahr gewesen. Luchse bevorzugten Rehe, Füchse, Rotwild, Wildschweine, Muffel und Marder als Beutetiere; dabei würden sie an drei bis fünf Tagen nur ihr Muskelfleisch fressen, weder Fell, Haut, Knochen noch Innereien. Ulrich Wotschikowsky aus Oberammergau nahm den Wolf in den Fokus. Momentan zähle man 60 bis 70 Rudel in Deutschland, möglich wären etwa 440 Wolfsrudel, was Landschaft und Nahrungsangebot anbelange. In ganz Europa lebten 12.000 Wölfe; in den vergangenen 60 Jahren sei kein Vorfall zwischen Mensch und Wolf bekannt. Falls Wölfe Nutztiere reißen würden, bekämen die Tierhalter eine Ausgleichszahlung. Die zweisprachige Tagung, die von der Landeszentrale für Umweltaufklärung Rheinland-Pfalz gefördert wurde und mit einer lebhaften Abschlussdiskussion endete, moderierte Dr. Thomas Schaaf, ehemaliger Direktor vom MAB-Programm der UNESCO.