Mainz: Fossilienfunde bei Eppelsheim werfen interessante Fragen auf

Rheinhessische Zahnfossilien sind rund 4 bis 5 Millionen Jahre älter als vergleichbare afrikanische Funde

Mainz – Zwei im September 2016 aus den Sedimenten des Ur-Rheins bei Eppelsheim (Rheinhessen) geborgene Menschenaffen-Zähne zeigen trotz eines Alters von fast 10 Millionen Jahren verblüffende morphologische Ähnlichkeiten zu erdgeschichtlich jüngeren Vormenschen (Hominini) aus Afrika.

Die „Dinotheriensande“ von Eppelsheim zählen zu den am längsten bekannten und bedeutendsten Fundstellen fossiler Säugetiere in Europa. 25 erstmals hier entdeckte Arten haben Eppelsheim weltberühmt gemacht. Auch der weltweit erste Fossilfund eines Menschenaffen, der Oberschenkel einer Gibbon- ähnlichen Art, gelang 1820 bei Eppelsheim.

Das Naturhistorische Museum Mainz/Landessammlung für Naturkunde RLP führt seit 2001 Forschungsgrabungen bei Eppelsheim durch und setzt damit eine vom Forschungsinstitut Senckenberg 1996 begonnene und 2000 abgeschlossene Grabung fort. Seit 2017 beteiligt sich die Direktion Landesarchäologie der GDKE an dem Forschungsprojekt. „Urrhein-Ablagerungen bei Eppelsheim – Dinotheriensande in Rheinhessen“.
Die beiden neu entdeckten Fossilien – es handelt sich um die Kronen eines linken oberen Eckzahns und eines oberen rechten ersten Backenzahns – weisen Merkmale auf, die zu keinem der bislang aus Europa und Asien bekannten Funde passen.

Einzig erheblich jüngere Vormenschen-Funde aus Afrika sind damit vergleichbar. Insbesondere der Eckzahn zeigt morphologisch erstaunliche Ähnlichkeit zu Vertretern der Gattungen Ardipithecus und Australopithecus, die als „Ardi“ und „Lucy“ bekannt wurden.

Die Eppelsheimer Zähne sind allerdings rund 9,7 Millionen Jahre alt und damit 4 – 5 Millionen Jahre älter als die afrikanischen Funde. Sie sind zudem exzellent gut erhalten, sogar Zuwachstreifen des Schmelzes und dessen innere Strukturen sind zu erkennen. Umfassende Untersuchungen der Fundobjekte sind derzeit in der Vorbereitung. Erst diese werden die derzeit offenen Fragen zu klären helfen.

Beide Zähne werden ab Ende Oktober 2017 anlässlich des 70-jährigen Jubiläums des Bundeslandes Rheinland-Pfalz in der laufenden Landesausstellung „vorZEITEN“ der Öffentlichkeit präsentiert, bevor sie danach – zusammen mit einer Rekonstruktion – eine der Hauptattraktionen der aktuell in Vorbereitung befindlichen neuen Dauerausstellungen des Naturhistorischen Museums Mainz / Landessammlung für Naturkunde RLP darstellen werden.