Frankfurt: In neuem Glanz. Das Schächer-Fragment des Meisters von Flémalle im Kontext

Das Detail der beiden Soldaten im Vor-, Zwischen- und Endzustand zeigt beispielhaft die Veränderung des Gemäldes während der Restaurierung (Foto: Städel Museum)
Das Detail der beiden Soldaten im Vor-, Zwischen- und Endzustand zeigt beispielhaft die Veränderung des Gemäldes während der Restaurierung (Foto: Städel Museum)

Frankfurt am Main – Vom 15. November 2017 bis 18. Februar 2018 präsentiert die Liebieghaus Skulpturensammlung eine Sonderausstellung, in deren Mittelpunkt ein Schlüsselwerk der europäischen Kunstgeschichte steht: das sogenannte Schächer-Fragment des „Meisters von Flémalle“, eines der rätselhaftesten Künstler der frühen niederländischen Malerei. Das beidseitig bemalte Fragment wurde ab Oktober 2014 im Städel Museum umfassend untersucht und restauriert. Es ist der einzige erhaltene Teil eines großformatigen Kreuzabnahme-Triptychons, das zu den bedeutendsten und einflussreichsten Werken der niederländischen Malerei vom Anfang des 15. Jahrhunderts zählt.

Nachdem die restauratorischen Maßnahmen abgeschlossen sind, erstrahlt das kostbare Werk buchstäblich in neuem Glanz. Im Rahmen der Schau werden zum einen das Vorgehen und die spektakulären Ergebnisse der technologischen Untersuchung und Restaurierung vorgestellt. Darüber hinaus werden 13 ausgewählte Vergleichsstücke der Skulptur sowie der Tafelmalerei, Zeichnung und Buchmalerei gezeigt, die das Schächer-Fragment auf vielfältige Weise kontextualisieren.

„In neuem Glanz. Das Schächer-Fragment des Meisters von Flémalle im Kontext“ führt erstmalig jene Werke zusammen, die als frühe Wiederholungen und Teilkopien von der Berühmtheit des Altarwerks zeugen und zugleich eine Rekonstruktion des verlorenen Gesamtensembles ermöglichen. Zu dieser Auswahl gehören herausragende Leihgaben wie eine Gemäldekopie aus der Walker Art Gallery in Liverpool, je eine Zeichnung aus dem Fogg Art Museum in Cambridge (Mass., USA) und dem Fitzwilliam Museum in Cambridge (UK) sowie das Stundenbuch der Katharina van Lochorst aus dem Westfälischen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster.

Überdies wird das Fragment im Zusammenhang mit niederländischen und deutschen Skulpturen der damaligen Zeit präsentiert, die im Liebieghaus mit dem sogenannten Rimini-Altar und Hans Multschers Trinität glanzvoll vertreten ist. Die beiden letztgenannten Arbeiten stehen derzeit ebenfalls im Mittelpunkt umfassender Restaurierungskampagnen, die den Besuchern des Liebieghauses durch spannende Einblicke anschaulich vermittelt werden. Ein herausragendes Ergebnis der Restaurierung dieses Fragments ist die Wiederherstellung der faszinierenden Illusion von Dreidimensionalität, ein Charakteristikum der Malerei des „Meisters von Flémalle“, das in der Ausstellung durch die dialogische Gegenüberstellung mit Meisterwerken der niederländischen und deutschen Skulptur umso deutlicher hervortritt. Das raffinierte Spiel des „Flémallers“ mit zeitgenössischen Seherwartungen wird dadurch ebenso neu erfahrbar wie der Wettstreit zwischen Malerei und Skulptur im frühen 15. Jahrhundert.