Hessen: „Unterstützung und Entlastung für unsere Grundschulen“

Wiesbaden – „Unsere Grundschulen stehen aktuell vor großen Herausforderungen und Aufgaben. Neben dem Ausbau ganztägiger Bildungs- und Betreuungsangebote, der inklusiven Beschulung sowie der Integration von Flüchtlingen und Zuwanderern müssen Grundschulen vor allem mehr und mehr Erziehungsaufgaben übernehmen, die früher in der Familie angesiedelt waren“, erklärte Hessens Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz heute in Wiesbaden.

„Vor diesem Hintergrund haben wir ein Maßnahmenpaket zur Unterstützung und Entlastung der Lehrkräfte und der Schulleitungen an den Grundschulen in Hessen geschnürt. „Die Arbeit unserer Grundschulen hat in den vergangenen Jahren einen enormen Bedeutungszuwachs erfahren. Ein erster Schritt, die gestiegenen Anforderungen an die verantwortliche Wahrnehmung der Schulleitungsaufgaben zu würdigen, war bereits die Besoldungsanhebung für die Schulleiterinnen und Schulleiter an Grundschulen im Jahr 2014. Nun werden wir auch eine Anhebung der Konrektorenbesoldung vornehmen und die Lehrkräfte durch 400 zusätzliche Stellen für sozialpädagogische Fachkräfte entlasten“, erläuterte Lorz.

Zahlreiche Herausforderungen

Die Integration von Zuwanderern und Flüchtlingen, ganztägige Bildungs- und Betreuungsangebote und natürlich auch die Inklusion spielten vor zehn oder 20 Jahren eher keine oder wenn, dann nur eine untergeordnete Rolle. Nicht nur deshalb steht die Arbeit an den und für die Grundschulen aktuell im Mittelpunkt der Bemühungen der Hessischen Landesregierung. Das Paket umfasst fünf Hauptmaßnahmen und wird von den Anstrengungen zur Besetzung aller vorhandenen Stellen sowie dem Ausbau und der Grundschulfokussierung laufender Projekte und Vorhaben flankiert:

  1. Unterrichtsbegleitende Unterstützung durch sozialpädagogische Fachkräfte
  2. Anhebung der Besoldung der Konrektoren
  3. Zusätzliche Unterstützung durch Stärkung der Schulberatung und Schulpsychologie
  4. Verdopplung der Mittel für Fortbildung und Beratung von Schulleiter(inne)n hinsichtlich der Steuerung von Schulentwicklungsprozessen
  5. Einrichtung des Praxisbeirats Grundschulen

Die Maßnahmen im Einzelnen:

Unterrichtsbegleitende Unterstützung durch sozialpädagogische Fachkräfte

Die Hessische Landesregierung und die sie tragenden Fraktionen CDU und Bündnis 90/ Die Grünen haben im Zuge der Vorstellung des Doppelhaushalts 2018/19 für die unterrichtsbegleitende Unterstützung der Lehrerinnen und Lehrer 700 neue Stellen für sozialpädagogische Fachkräfte angekündigt. Von diesen 700 Stellen werden 400 bereits zum 1. Februar 2018 den Grundschulen zur Verfügung gestellt. Die weiteren 300 Stellen sind ab 1. August 2018 für die Unterstützung und Entlastung der Lehrkräfte an weiterführenden Schulen vorgesehen. Die Aufteilung erfolgt Kriterien geleitet, wobei der Anteil der Inklusionsschüler eine wesentliche Rolle spielen wird. Davon unbenommen ist die klassische Schulsozialarbeit als Teil der Jugendhilfe und Aufgabe der Kommunen. „Wir freuen uns, dass die Kommunen hier auch künftig ihren Beitrag zur Bewältigung von Fragen der Jugendhilfe an Schulen leisten werden“, betonte der Kultusminister.

Anhebung der Besoldung der Konrektoren

Nach der 2014 erfolgten Anhebung der Besoldung der Schulleiterinnen und Schulleiter folgt nun in einer zweiten Stufe die Anhebung von mehr als 900 Stellen von Konrektoren in den Schulleitungsteams der Grundschulen. Außerdem erhalten kleine Grundschulen (81 – 180 Schüler/innen) erstmals eine Konrektorenstelle als stellv. Schulleiter. „Hiermit wollen wir den gestiegenen Anforderungen an die Schulleitungsteams auch durch eine Besoldungsanhebung Rechnung tragen und deren Arbeit würdigen“, so Lorz. Der Kultusminister erinnerte in diesem Zusammenhang an die Besoldungserhöhungen zum 1. Juli 2017 (+ 2%) und zum 1. Februar 2018 (+ 2,2%), an die Reduzierung der Pflichtstundenzahl für Lehrerinnen und Lehrer zum neuen Schuljahr und an die Einführung des HessenTickets für Landesbeschäftigte zum 1. Januar 2018.

Zusätzliche Unterstützung durch Stärkung der Schulberatung und Schulpsychologie

Für umfassende und zielgerichtete Unterstützungsleistungen mit Fokus auf die Grundschulen schaffen wir in den vier Kooperationsverbünden der Staatlichen Schulämter insgesamt 24 zusätzliche Stellen für Schulberatung und Schulpsychologie. Dabei wird es um eine verstärkte Beratung und Begleitung der Grundschulen im Hinblick auf Fragen der Schulleitung und relevante Führungsthemen (Personalentwicklung, Schulentwicklung, Schulorganisation und Arbeitsprozesse) gehen. Dies geschieht in Form datengestützter Schulentwicklungsgespräche und durch die Begleitung und Organisation schulübergreifender Kooperationen, durch die Koordination von Schulverbünden mit dem Ziel der Zusammenarbeit an Schwerpunktthemen und Aufgabenbündelung sowie durch Gesprächsforen für Schulleitungen und Kollegien. „Darüber hinaus werden wir die schulpsychologische und anlassbezogene Beratung in den Grundschulen ausbauen und durch zusätzliche Angebote aus den Bereichen Fortbildung, Beratung und Schulevaluation durch Schulberater ergänzen.“

Verdopplung der Mittel für Fortbildung und Beratung von Schulleiter(innen)

„Wir werden die finanziellen Mittel für ein schon bislang erfolgreich gelaufenes Programm zur Fortbildung und Beratung von Schulleiterinnen und Schulleitern hinsichtlich der Steuerung von Schulentwicklungsprozessen ab dem kommenden Jahr verdoppeln“, sagte der Kultusminister. Konnten bislang rund 70 Schulen pro Jahr durch Fortbildung und Beratung von Schulleitungen und Steuergruppen unterstützt werden, werden künftig 140 Schulen jährlich von dem Fortbildungsangebot profitieren.

Einrichtung des Praxisbeirats Grundschulen

Gute Ideen (zur konkreten Umsetzung) entstehen erst im Austausch mit den Menschen, die mit den kleinen und großen Herausforderungen im Schulalltag täglich konfrontiert sind. Deshalb werden wir gemeinsam mit Schulpraktikern weitere geeignete Maßnahmen zur Unterstützung unserer Grundschulen besprechen und vorbereiten. Der im August neu gegründete Praxisbeirat Grundschulen hat das Ziel, die Lehrkräfte und Schulleitungen der Grundschulen noch besser zu unterstützen und, soweit es möglich ist, auch zu entlasten. Er setzt sich aus Schulleitungen, Ausbilderinnen und Ausbildern und der Schulaufsicht in den Staatlichen Schulämtern zusammen.

Die Besetzung aller Lehrerstellen hat weiterhin oberste Priorität

„Ich möchte an dieser Stelle aber auch betonen, dass wir bei den genannten Maßnahmen keineswegs das Wichtigste vergessen, sondern weiterhin mit einer umfassenden Kraftanstrengung der Schulverwaltung an der Besetzung aller zur Verfügung stehenden Stellen arbeiten“, betonte Lorz. Dies ist vor dem Hintergrund zu sehen, dass das Land Hessen allein in den Haushaltsjahren 2016 und 2017 und aufgrund gestiegener Schülerzahlen rund 2.500 zusätzliche Stellen für Lehrkräfte geschaffen hat. Noch konnten im Grundschulbereich nicht für alle Stellen genug Bewerberinnen und Bewerber gefunden werden. Das bereits bekannte Maßnahmenpaket zur Gewinnung von Grundschul- und Förderschullehrkräften sieht folgende drei Maßnahmen vor:

  1. Vorübergehender Einsatz von Pensionären bzw. Dienstzeitverlängerung von Lehrkräften.
  2. Programme zur Weiterbildung für das Lehramt an Grund- und Förderschulen.
  3. Ausweitung der Ausbildungskapazitäten an Hochschulen für das Lehramt an Grund- und
  4. Förderschulen: 315 neue Studienplätze ab WS 2017/18

„Als neue Sondermaßnahme kann ich Ihnen heute außerdem die vorgesehene Öffnung des Grundschulreferendariats für Absolventen des 1. Staatsexamens an Gymnasien, Haupt- und Realschulen bekanntgeben. Dafür stehen ab 1. November bis zu 50 Plätze zur Verfügung. Und nach den aktuellen Rückmeldungen der Lehrkräfteakademie sind wir sehr zuversichtlich, dass wir diese Plätze auch belegen können“, so Kultusminister Lorz.

Ergänzende Maßnahmen, von denen insbesondere die Grundschulen profitieren

Nicht zuletzt stärkt das Hessische Kultusministerium bereits vorhandene Programme und Initiativen mit Blick auf die Grundschulen:

  • Eine Reihe von Grundschulen mit hohem Zuwandereranteil fördert schon heute mit dem Programm „Deutsch & PC“ Kinder, deren Deutschkenntnisse noch verbessert werden müssen. „Deutsch & PC“ fördert Kinder im ersten Schuljahr parallel zum Unterricht im Klassenverband täglich in Deutsch und Mathematik, wird in den Klassen zwei bis vier angemessen fortgeführt, ergänzt den Unterricht durch den Einsatz von Lernprogrammen am PC und ermöglicht eine gezielte und individuelle Förderung der Schülerinnen und Schüler. Die Ausweitung ermöglicht, dass künftig statt bisher 73 Schulen 100 Grundschulen die Förderung durch „Deutsch & PC“ anbieten können.
  • Der mit der Stiftung Polytechnische Gesellschaft erfolgreich organisierte „DeutschSommer“, der ebenfalls Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund zugutekommt, wird im kommenden Jahr in seinem Umfang in Frankfurt ausgeweitet und neben Gießen auf die neuen Standorte in Wiesbaden, Rüsselsheim, Wetzlar und Darmstadt ausgedehnt.
  • Zur Stärkung der Bildungssprache Deutsch erhalten auch die Schulträger eine finanzielle Förderung für kurzzeitpädagogische Ergänzungsmaßnahmen zur Förderung des Schulerfolgs, nämlich für Lerncamps in den Ferienzeiten.
  • Und dazu zählt genauso die Einführung eines Grundwortschatzes zur Unterstützung des Schriftspracherwerbs. Im laufenden Schuljahr wird dieser zunächst von jetzt 58 Grundschulen in Hessen erprobt und am Ende evaluiert.
  • Allen Grundschulen in Hessen ist außerdem die Nutzung einer computergestützten Lernverlaufsdiagnostik (quop) angeboten worden. Davon werden bald rund 14.400 Schülerinnen und Schüler an 126 Schulen Gebrauch machen.
  • Das Programm zur Qualifizierung von Schulleiterinnen und Schulleitern wird im Schuljahr 2017/18 auf ganz Hessen ausgerollt und dezidiert auch für Grundschullehrkräfte angeboten, die sich für eine Schulleitungsaufgabe interessieren.

„Dies alles macht mehr als deutlich, dass wir die Entwicklung der Arbeit in den Grundschulen in jüngster Zeit bereits klar vor Augen hatten, aber auch die aktuellen Rückmeldungen mehr als ernst nehmen und für umfassende Unterstützung und Entlastung von Schulleitungen und Lehrkräften sorgen werden“, sagte Lorz abschließend.