Ludwigshafen: Martina Gedeck und die verlorene Unschuld

Ein verändertes Festival - ein Kommentar

Foto: Hannes Blank
Foto: Hannes Blank

Ludwigshafen – Das „Festival des deutschen Films“ auf der Parkinsel in Ludwigshafen geht heuer in die 13. Auflage. Ist das eine Anzahl, die Unglück bringt? Wer vom Beginn an dabei war, wird viele Gemeinsamkeiten zwischen den Anfangsjahren und der neusten Ausrichtung entdecken. Es gibt aber auch signifikante Unterschiede. Die 2017er Auflage findet nun in der ersten Septemberhälfte statt. Das ist aber nicht die auffälligste Veränderung. Das Festival des deutschen Films ist nicht nur terminlich umgezogen, es hat auch seine Unschuld verloren. Wie das?

Einziger Zugang (und Ausgang) zum Festivalgelände ist ab sofort ein zentrales Eingangszelt am Nordende. Das erste, was der Besucher vom Festival sieht, sind Wachmänner, die kurioserweise die Aufschrift „Süddeutsche Bewachung“ tragen. Sehr einladend ist das nicht. Das gesamte übrige Terrain ist mit unansehnlichen Bauzäunen abgeschirmt, die bei Niedrigwasser – wie z.B. zu Beginn des Festivals – weit in den Rhein hinein aufgestellt sind. Als könne man dem Fluss mit Zäunen Herr werden. Doch es geht um Menschen, die kanalisiert werden sollen. Kein zufälliger Spaziergänger verirrt sich mehr zum Festival, keine Joggerin kreuzt mehr die Wege der Kinobesucher. Der vormals offene, leichte Veranstaltungscharakter ist verloren, wohl für immer. „Ein neues Sicherheitskonzept“ heisst das offiziell, man fühlt sich aber nicht wirklich sicherer, eher kontrollierter.

Die Schauspielerin Martina Gedeck, die mit dem Schauspielpreis ausgezeichnet wurde, nannte die 19tägige Veranstaltung in ihrer Dankesrede „ein Paradebeispiel für ein Filmfestival“ – aber sie war ja zuvor nie auf der Parkinsel in Ludwigshafen. Ihr Glanz und ihre Präsenz war die tatsächliche, wahre Eröffnung des Festivals (obschon zur Preisverleihung offiziell schon einen Tag alt). Zuerst etwas schüchtern, dann mit mehr Vertrauen trug sie ihre Rede vor, über die der Festivaldirektor Michael Kötz danach treffend sagte, man könne sie auch dem Bundespräsidenten schicken, so weltmännisch-erhaben war diese. Das Publikum freute sich dennoch – völlig zurecht, denn Martina Gedeck nahm sich vor und nach ihrem Film („Gleissendes Glück“) viel Zeit für die Anwesenden. Er gelungener Auftakt zum Festival, dessen Charakter etwas vom Croisette-Feeling (Cannes) verloren und nun einen kleinen Touch Alcatraz-Beklemmung (San Francisco) dazugewonnen hat.