Baden: Preisträger beim Mundartwettbewerb „Gnitzer Griffel“ stehen fest

Karlsruhe – Auf sehr große Resonanz stieß in diesem Jahr der Mundartwettbewerb des Arbeitskreises Heimatpflege (AKH) im Regierungsbezirk Karlsruhe. Aus rund 150 Einsendungen musste die Jury des Wettbewerbs um den „Gnitzen Griffel“ auswählen. Nun sind die Entscheidungen gefallen: Die Hauptpreise der literarischen Dialektkonkurrenz gehen nach Wiesloch, Durmersheim/Edenkoben und Karlsruhe. Außerdem gehört eine Schulklasse aus Heidelberg zu den Siegern, die Geldprämien von bis zu 1.000 Euro erhalten.

Regierungspräsidentin Nicolette Kressl, Vorsitzende des AKH, zeigte sich erfreut über den vielfältigen kreativen Umgang mit Dialekt. Die zahlreichen Einsendungen seien auch wertvolle Dokumente des regionalen „Wort-Schatzes“ zwischen Buchen und Bühl.

Für einen warmherzigen und doch differenzierten Essay „Heimatgfühl“ erhält Veronica Kerber den ersten Preis der Sparte Prosa und Szene. Mit dem Abschiedsbrief einer Frau an ihren Mann nach langjähriger Ehe erschrieb sich Thomas Huber aus Karlsdorf-Neuthard den zweiten Preis. Der dritte Preis in dieser Sparte wird geteilt. Er geht zum einen an Jürgen Pfeifer (Rastatt, aufgewachsen in Östringen) für den Rückblick auf die Kinder-Krankheit „Frissl“. (Eigentlich ein Hautausschlag, der Name wurde aber auch für andere kleinere Krankheiten verwendet). Zum anderen wird Irmtraud Bernert aus Linkenheim-Hochstetten mit einem dritten Preis ausgezeichnet. Sie stellte humorvoll dar, wie sich ein Rentnerpaar dem Stress der manchmal überaktiven Altersgenossen entzieht. („Oifach nur aus’m Fenschter gucke“).

Das in Tönen schwelgende ungewöhnliche Naturgedicht „Schdaarewolge“ von Andreas Kohm wurde mit einem ersten Preis bei der Lyrik ausgezeichnet. Kohm wohnt in Edenkoben und stammt aus Durmersheim. Mit lakonischer origineller Beschreibung überzeugte Michael Köhler aus Ettlingen und erhielt für seine „Morgeposcht“ einen zweiten Preis. Den dritten Preis bei den Gedichten teilen sich Petra Rieger-Bühler aus Karlsruhe (Sie spießt in „Wo isch Mundart“ Anglizismen auf) sowie Otto Arnold aus Bretten, der geschickt gereimt „Vum Esse“ erzählt und darüber nachdenkt.

Besonders schwer fiel die Entscheidung bei den selbstkomponierten und getexteten Liedern im Dialekt. Unter mehr als 30 Songs machte schließlich eine Ballade das Rennen, die „Geischdergschicht“ von Dr. Helmut Dörr und Jürgen Köhler aus Wiesloch. Der witzige Blues „De Bodebutzer“ von Hans Möckel aus Karlsruhe wurde mit einem zweiten Preis bedacht. Der dritte Preis geht an Christian Heneka und Marcel Kohn (Bruchsal/Kraichtal) für die nachdenklich machende kleine Studie „Die Fra vum Fenschdasims.“

Die Klasse 7B1 der Internationalen Gesamtschule (IGS) Heidelberg und Paul Widzgowski aus Dossenheim teilen sich den nach Rudolf Stähle benannten Nachwuchspreis. Die Schulklasse schrieb und interpretierte einen frechen Song „TRUMPel“, in dem sie das Verhalten eines amerikanischen Präsidenten mit kurpfälzer Vorfahren aufs Korn nimmt, ohne den Politiker ausdrücklich zu nennen. Der 17-jährige Widzgowski machte sich in einem Gedicht Gedanken um „Di Schdän“ (Sterne).

Mitmachen beim alle zwei Jahre ausgeschriebenen „Gnitzen Griffel“ dürfen alle, die im Regierungsbezirk Karlsruhe leben oder dort geboren sind und in einer der heimischen Mundartarten von Nord- und Mittelbaden schreiben. Den Wettbewerb für bislang unveröffentlichte Texte gibt es seit 1987. Alle Einsendungen werden anonymisiert bewertet.

Die ausgezeichneten Lieder und Texte des „Gnitzen Griffel“ sind bei einem großen Mundartabend am 19. Oktober in Karlsruhe-Neureut zu hören. Dann zeichnet Regierungspräsidentin Nicolette Kressl neben den Preisträgern weitere Einsender aus, die von der Griffel-Fachjury mit einer „lobenden Erwähnung“ bedacht wurden. Das sind in der Sparte Prosa/Szene Brigitte Köck (Bruchsal), Else Gorenflo (Stutensee) und Dorothee Zirkel (Konstanz/Wiesloch). Bei den Gedichten werden die Einsendungen „Des do!“ von Thomas Heitlinger (Stutensee) und „Die Mugg!“ von Helmut Ullrich aus Karlsruhe mit undotiertem Lob bedacht. In die engere Auswahl der besonders anspruchsvollen Sparte Lied kamen die Kompositionen von Elisabeth Sandel aus Mudau („Alles muaß naus“), Heiko Maier aus Waghäusel („Lawwärä“) und Peter Heinath aus Bühlertal („Schland“).