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„Was wollen Jugendliche in Wiesbaden?“ – Die Stadt hat gefragt

Wie nehmen Jugendliche Wiesbaden wahr, wie verbringen sie ihre Freizeit, womit sind sie unzufrieden vor Ort, wie ist ihre Lebenssituation und was brauchen sie, um sich in der Stadt wohlzufühlen? Um diese und weitere Fragen zur Situation Jugendlicher in Wiesbaden zu beantworten, hat die Landeshauptstadt Wiesbaden vor kurzem über 1.000 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 9 bis 12 an ausgewählten Wiesbadener allgemeinbildenden und beruflichen Schulen befragt.

Die Auswahl der Schulklassen berücksichtigte die Verteilung der Jugendlichen über verschiedene Schultypen und Jahrgangsstufen, um ein möglichst repräsentatives Abbild der Wiesbadener Jugendlichen der Altersgruppe von 14 bis 18 Jahren zu erzielen. Die Studie wird vom Amt für Soziale Arbeit der Landeshauptstadt Wiesbaden in Kooperation mit dem Amt für Strategische Steuerung, Stadtforschung und Statistik und mit großer organisatorischer Unterstützung durch die jeweiligen Schulen durchgeführt.

Die Studie soll Erkenntnisse über die Sichtweisen jugendlicher Wiesbadener liefern; Themen und Fragen waren Freizeitaktivitäten, bürgerschaftliches Engagement und Beteiligung, Respekt und Toleranz sowie Lebenszufriedenheit. Dadurch sollen Politik und Verwaltung Orientierungs- und Planungsgrundlagen für die zukünftige Arbeit erhalten. Nachdem die Befragung an den Schulen im Frühjahr abgeschlossen wurde, wagte die Stadtverwaltung ein neues Verfahren zur Beteiligung: Die Daten wurden mit eingeladenen Jugendlichen und Fachkräften in einem ersten Workshop diskutiert. Es gab die Möglichkeit, Auswertungsfragen zu formulieren und erste Interpretationsideen zu entwickeln. Nach engagierten Diskussionen werden diese Anregungen nun in den Ergebnisbericht zur Jugendstudie einfließen.

Ein erstes Ergebnis ist, dass sich Jugendliche ihrer Stadt deutlich weniger verbunden fühlen als „erwachsene“ Wiesbadener: Nur 54 Prozent von ihnen geben an, gerne in Wiesbaden zu leben und nicht lieber woanders in der Region oder weiter weg wohnen zu wollen. Im Herbst 2016 hatten im Rahmen der repräsentativen Befragung „Leben in Wiesbaden“ Bürgerinnen und Bürger ab 18 Jahren dieselbe Frage beantwortet und sich zu 81 Prozent für Wiesbaden als Wohnort positiv ausgesprochen.

Auch das Interesse der Jugendlichen, sich zu engagieren und sich an der Gestaltung ihrer Lebenswelt und des lokalen Gemeinwesens zu beteiligen, ist eher verhalten. Nur ein Drittel der Jugendlichen sind Mitglieder in Vereinen, Verbänden, Gruppen und Projekten oder engagieren sich freiwillig außerhalb von Organisationen. Zwischen Kennen und Nutzen von Engagement- und Beteiligungsmöglichkeiten bestehen große Diskrepanzen und das Gefühl von Machtlosigkeit ist stark ausgeprägt. „Jugendliche besser und wirksamer über Beteiligungsmöglichkeiten zu informieren, für Engagement und Beteiligung zu motivieren und jugendgemäße Formen zu finden und auszuprobieren, werden daher wichtige Aufgaben in der Umsetzung von Konsequenzen aus der Untersuchung sein müssen“, sagt Sozialdezernent Christoph Manjura.

Die Studie bildet sehr deutlich die Vielfältigkeit der Jugendlichen in ihren Lebenslagen und Interessen ab, was sich auch in den Diskussionen der ersten Workshops bestätigt hat. Die derzeit in Arbeit befindliche ausführliche Auswertung der Befragungsergebnisse zielt daher darauf ab, möglichst viele Hinweise zu bekommen, welche Unterschiede es gibt und wo aus Sicht Jugendlicher besondere Handlungsbedarfe bestehen, um Wiesbaden zukünftig für junge Menschen noch „lebens- und liebenswerter“ zu gestalten.

Voraussichtlich Ende November 2017 wird der Ergebnisbericht zur Jugendstudie öffentlich vorgestellt; er beschreibt die Lebenslagen, Sichtweisen, Wünsche und Bedürfnisse der befragten Jugendlichen in Wiesbaden. Sobald die Veröffentlichung vorliegt, wird sie unter www.wiesbaden.de/umfrage unter dem Stichwort „Jugendbefragung 2016/2017“ zugänglich gemacht. In einem Folgeprozess wird es Workshops geben, zu denen Jugendliche, Fachkräfte sozialer Arbeit, Schulen, Vereine, Politik und Verwaltung eingeladen werden. Das Ziel ist, Handlungsvorschläge und Umsetzungsmaßnahmen zu den aufgeworfenen Fragen als Grundlagen für ein jugendpolitisches Konzept in Wiesbaden zu entwickeln.

Fragen zu der Studie beantworten Sabine Herrmann, Amt für Soziale Arbeit, Telefon (0611) 313797, E-Mail sozialplanung@wiesbaden.de oder Stefanie Neurauter, Amt für Strategische Steuerung, Stadtforschung und Statistik, Telefon (0611) 312304, E-Mail umfrage@wiesbaden.de.