Mit dem ‚Blauwal‘ auf der Schiene umsteigefrei zwischen Wörth/Pfalz – Strasbourg unterwegs

Französischer Triebwagen fährt ab 6. Mai planmäßig über die Grenze bei Lauterbourg

'Blauwal' (Foto: Fritz Engbarth/ZSPNV Süd)
'Blauwal' (Foto: Fritz Engbarth/ZSPNV Süd)

Kaiserslautern/Wörth: Ab dem 6. Mai 2017 bieten der Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd (ZSPNV Süd) und die französische Région Grand Est in enger Kooperation mit den beiden Verkehrsunternehmen DB Regio und SNCF umsteigefreie saisonale Wochenendzüge zwischen dem pfälzischen Wörth/Rhein und der elsässischen Metropole Strasbourg an. Die Züge werden im Rahmen des Ausflugszugprogramms des Rheinland-Pfalz-Taktes angeboten und sind samstags und sonntags für den Zeitraum jeweils zwischen dem 1. Mai und Ende Oktober vorgesehen.

„Wir freuen uns, dass wir gemeinsam mit den französischen Nachbarn das neue grenzüberschreitende Zugangebot auf den Weg bringen können“, so Landrat Dr. Winfried Hirschberger, Vorsteher des Zweckverbandes Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd. Dr. Hirschberger bedankte sich nicht nur beim Nachbaraufgabenträger, der Région Grand Est, für die gute Kooperation, sondern hebt auch die enge Zusammenarbeit zwischen den beiden Verkehrsunternehmen DB Regio und SNCF hervor.

Zum Einsatz kommt im Rahmen einer speziellen Vereinbarung zwischen der DB Regio und der SNCF ein Triebwagen der Baureihe X 73900 der französischen Staatsbahn. Diese Unterbauart der ‚Blauwal‘ (franz. ‚Baleine‘) genannten Fahrzeuge vom Typ Alstom Coradia A TER verfügt über eine zusätzliche Zugsicherungseinrichtung, die Fahrten auch auf deutschen Eisenbahnstrecken ermöglicht. Sie kommen schon heute im umsteigefreien Wochenendverkehr zwischen Neustadt/W und Strasbourg zum Einsatz.

Vorgesehen sind insgesamt sieben (an Sonntagen: acht) durchgehende Züge. Die Abfahrten in Wörth sind um 9:32 Uhr, 12:19 Uhr und um 16:19 Uhr. Sonntags gibt es eine weitere Abfahrt nach Strasbourg um 19:19 Uhr. Die umsteigefreien Rückfahrten ab Strasbourg starten dort um 8:23 Uhr, 10:53 Uhr, 14:53 Uhr und 17:53 Uhr. Hinzu kommt noch, ebenfalls an den Wochenenden, eine sehr attraktive Umsteigeverbindung am Abend: Bei Abfahrt in Strasbourg um 19:53 Uhr kann man in Lauterbourg direkt in den wartenden DB-Triebwagen auf Gleis 1 umsteigen und erreicht Wörth um 21:09 Uhr. Dort bestehen wiederum gute Anschlüsse nach Germersheim, Karlsruhe sowie in Richtung Landau, Neustadt/W und Kaiserslautern.

Die Fahrzeit zwischen Wörth und Strasbourg beträgt zwischen knapp 70 bis ca. 90 Minuten. Wie beim sogenannten „Strasbourg-Express“ entlang der Weinstraße fahren die Direktzüge von Wörth nach Strasbourg nicht an Wochenfeiertagen in Frankreich oder Deutschland.

Um das Angebot zu ermöglichen, mussten umfangreiche Vorbereitungen getroffen werden. Neben verschiedenen bilateralen Vereinbarungen zwischen dem ZSPNV Süd und der DB Regio sowie der DB Regio und der SNCF mussten zum Beispiel die französischen Lokführer für die Fahrten auf dem deutschen Streckenabschnitt ausgebildet werden. Außerdem mussten die Fahrpläne der deutschen mit jenen der französischen Seite so abgestimmt werden, dass die durchgehenden Züge überhaupt möglich wurden.

„Wir haben gemeinsam mit den Bahnunternehmen DB Regio und SNCF die Fahrpläne so umgeplant, dass die durchgehenden Züge fahren können und ergänzende Umsteigeverbindungen geschaffen wurden. Aus unserer Sicht hervorzuheben ist, dass auch außerhalb der Ausflugszugsaison, also ab Ende Oktober bis Ende April, die genannten Fahrzeiten als Umsteigeverbindungen Bestand haben. Das ist insgesamt ein großer Schritt für die umweltfreundliche Schiene am Oberrhein und ein weiterer Mosaikstein für das Zusammenwachsen der europäischen Regionen beiderseits der Grenze. Ohne die beteiligten Mitarbeiter bei DB Regio und der SNCF wäre dieses Angebot so nicht zustande gekommen“, stellt Landrat Dr. Winfried Hirschberger fest.

Schon seit 1. Dezember 2016 gibt es ein hierzu maßgeschneidertes Tarifangebot des Karlsruher Verkehrsverbundes: Nach dem Vorbild des TicketPlus Alsace des Verkehrsverbundes Rhein-Neckar ist es Kunden des KVV möglich, eine preiswerte Anschlusskarte für Fahrten von Karlsruhe und anderen Bahnhöfen im KVV bis nach Strasbourg oder weiter bis zur bei Touristen beliebten Kleinstadt Obernai an der elsässischen ´route du vin´ zu kaufen. Der südlichste Endpunkt, der mit dem neuen Angebot erreicht werden kann, ist Sélestat/Schlettstadt nördlich von Colmar.

„Durch den umsteigefreien Ausflugsverkehr von Mai bis Oktober zwischen Straßburg und Wörth erfährt das Angebot auf der Schiene im Elsass und der Pfalz eine weitere Attraktivitätssteigerung. Eine tolle Ergänzung zum Tarifangebot TICKETPLUS Alsace und damit ein weiteres Beispiel für die erfolgreiche Kooperation aller Beteiligten“, sagt Frank Klingenhöfer, Vorsitzender der Regionalleitung Mitte der DB Regio AG.

Auch ein weiteres Tarifproblem konnte gelöst werden: Bis vor wenigen Monaten konnte man keine gewöhnliche Bahnfahrkarte von Karlsruhe oder Wörth über den Grenzübergang Lauterbourg kaufen. „Nach dem der ZSPNV auf dieses Problem aufmerksam gemacht hat, wurden durch den Beauftragten für grenzüberschreitende Beziehungen der Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz, Herrn Werner Schreiner, die bislang bestehenden Hürden beseitigt und der Kauf einer durchgehenden Fahrkarte ermöglicht. Auch abseits der am Wochenende gültigen attraktiven Verbundtarife für Fahrten zwischen Nordbaden, Pfalz und Elsass kann man nun also ganzjährig die Strecke Wörth – Strasbourg für Bahnfahrten in die elsässische Metropole nutzen“, erläutert Dr. Hirschberger, die neuen Fahrtmöglichkeiten.

„Die Landesregierung Rheinland-Pfalz unterstützt die Bemühungen der Aufgabenträger und Unternehmen, grenzüberschreitend noch besser zusammenzuarbeiten, umweltfreundliche Verkehrsangebote zu schaffen und das Zusammenwachsen der Region am Oberrhein zu fördern“, so Werner Schreiner, Beauftragter der Ministerpräsidentin für grenzüberschreitende Zusammenarbeit und ergänzt: „Die Ziele der weiteren grenzüberschreitenden Zusammenarbeit auch im Bereich des ÖPNV haben wir auch in der „Hambacher Erklärung“ vom 6. April 2017 fixiert und möchten in den kommenden Jahren hier auch noch einiges umsetzen. Ich freue mich daher, Ihnen auch die Grüße von Herrn Remi Bertrand, Präsident der Region Pamina überbringen zu können, der leider wegen einer Sitzung des Oberrheinrates nicht an der Fahrt teilnehmen kann, uns aber in unseren Bemühungen nachhaltig unterstützt“.

Zusatzinformationen:

Die umsteigefreien Ausflugszüge fahren im Jahr 2017 samstags und sonntags bis zum 29. Oktober. Im Jahr 2018 endet die Ausflugszugsaison am Sonntag, dem 28. Oktober.

Die letzten durchgehenden Züge von Wörth nach Strasbourg fuhren im Jahre 1980, die verbliebenen Personenzugfahrten auf dem deutschen Abschnitt bis Berg endeten im Sommer 1984. Im Jahre 1999 wurde die Strecke für den sonntäglichen Ausflugsverkehr reaktiviert („Bienwald-Express“), im Jahre 2002 wurde die Strecke Wörth – Lauterbourg mit den Zwischenstationen Berg, Neuburg, Hagenbach und Maximiliansau-Im Rüsten in den Rheinland-Pfalz-Takt integriert.