Ludwigshafen: Das Operieren trainieren

In dem für strahlenverletzte Traumapatienten vorgesehenen separaten OP-Trakt kann eine reale OP-Umgebung simuliert werden, so dass die Lernenden unter realistischen Bedingungen üben können. Für das Training stehen Übungspuppen zur Verfügung. (Foto: BG Klinik Ludwigshafen)
In dem für strahlenverletzte Traumapatienten vorgesehenen separaten OP-Trakt kann eine reale OP-Umgebung simuliert werden, so dass die Lernenden unter realistischen Bedingungen üben können. Für das Training stehen Übungspuppen zur Verfügung. (Foto: BG Klinik Ludwigshafen)

Ludwigshafen – Die BG Klinik Ludwigshafen hat am 20. April 2017 das Mikrochirurgische Trainings- und Fertigkeiten-Zentrum eröffnet. In dem Zentrum können künftig Chirurgen und angehende Mediziner unter Anleitung von erfahrenen Operateuren ihre Fertigkeiten in mikrochirurgischen Operationstechniken trainieren und verfeinern. Die Ludwigshafener Klinik investiert mit diesem Projekt nicht nur in die Ausbildung des medizinischen Personals, sondern auch in die medizinische Versorgungsqualität und die Sicherheit für die Patienten.

Das Trainieren von Fertigkeiten („skills“) ist ein wesentlicher Baustein in der Fort- und Weiterbildung von Chirurgen. „Das Trainingszentrum bietet den Medizinern außerhalb des Operationssaales ein realitätsnahes Trainingsumfeld, in dem komplexe OP-Verfahren durch häufige Wiederholungen eingeübt werden können“, sagt Prof. Dr. Ulrich Kneser, Direktor der Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie der BG Klinik Ludwigshafen. Im Mikrochirurgischen Trainings- und Fertigkeiten-Zentrum werden künftig nicht nur Studenten und Ärzte in Weiterbildung trainieren. „Auch für ausgebildete Chirurgen bietet das Training die Möglichkeit zur Vertiefung und Erweiterung wie auch zur Wiederholung“, erläutert Prof. Kneser. In diesem Rahmen werden auch Kompetenzen vermittelt, die die Sicherheit und Qualität bei der Anwendung am Patienten erhöhen und die Behandlungsqualität optimieren. BASF SE Ludwigshafen unterstützt die Einrichtung mit einer Spende.

Feiner als ein Haar

Seit der ersten vollständigen, erfolgreichen mikrochirurgischen Replantation eines Daumens durch Shigeo Komatsu und Susumu Tamai in Japan 1968 hat die Mikrochirurgie eine rasante Entwicklung genommen. Mit der technischen Weiterentwicklung von Mikroskopen und Instrumenten hat sich die Mikrochirurgie zu einem sicheren Standardverfahren in der rekonstruktiven Chirurgie etabliert. Die Technik ist heutzutage aus dem Behandlungsspektrum in der Medizin nicht mehr wegzudenken.

Mikrochirurgische Techniken kommen zum Einsatz, wenn kleinste Gewebestrukturen wieder verbunden werden müssen. Unter dem Mikroskop verbinden die Mediziner dabei Blutadern, die dünner als ein Bleistiftstrich sind und verwenden hierzu Nadel und Faden, die feiner als ein menschliches Haar und mit bloßem Auge kaum zu erkennen sind. Die speziellen OP-Mikroskope liefern dabei bis zu 35-fache Vergrößerungen. In der BG Klinik Ludwigshafen kommt die Mikrochirurgie zum Einsatz, wenn Finger oder Extremitäten replantiert, also wieder angenäht werden müssen. Darüber hinaus können mit mikrochirurgischen Techniken Aussehen und Funktion von betroffenen Körperpartien nach Unfällen, Tumorbehandlungen und Verbrennungen wieder hergestellt werden. Die Behandlung von Nervenverletzungen wie auch von Lymphödemen wurde durch mikrochirurgische OP-Methoden überhaupt erst möglich.

Nadel und Faden für eine mikrochirurgische Operation. (Foto: BG Klinik Ludwigshafen)
Nadel und Faden für eine mikrochirurgische Operation. (Foto: BG Klinik Ludwigshafen)

Training wie im richtigen OP

Das mikrochirurgische Trainings- und Fertigkeiten-Zentrum entsteht im Bereich der Klinik für Strahlenverletzte. Dieser komplett ausgestattete und jederzeit einsatzbereite OP-Trakt wird von der BG Klinik Ludwigshafen für unfallverletzte Patienten vorgehalten, wenn diese einer radioaktiven Strahlung ausgesetzt waren. Für die Nutzung als Trainingszentrum bietet der „Strahlen-OP“ ein realistisches Umfeld für die angehenden Operateure und kann im Bedarfsfall binnen kürzester Zeit für strahlenverletzte Patienten geräumt werden. Das Trainingszentrum wird mit drei Mikroskop-Arbeitsplätzen inklusive supermikrochirurgischer Vergrößerungseinheiten ausgestattet. Jedes Mikroskop ist mit Video-Technik im HD-Format ausgestattet. Das Sichtfeld wird damit auf drei Flachbildschirme übertragen, so dass die Trainer die Lernenden effektiv unterstützen können. Neben wöchentlichen Kursen im Rahmen des Mikrochirurgischen Curriculums in Kleingruppen finden in den Räumen auch Studentenkurse der Universität Heidelberg und Übungskurse von Ärzten in Weiterbildung statt.

Über die BG Klinik Ludwigshafen

Die BG Klinik Ludwigshafen zählt in den Bereichen Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie zu den renommiertesten Adressen in Deutschland. Die Klinik steht allen Patienten offen. Sie verfügt über das modernste Zentrum für die chirurgische Behandlung schwerer und schwerster Verbrennungen in Europa sowie ein interdisziplinär ausgerichtetes Wirbelsäulenzentrum. Neben Unfallchirurgie und Orthopädie, Plastischer, Hand- und Tumorchirurgie ist die Klinik spezialisiert auf die Behandlung Rückenmark- und Brandverletzter, auf technische Orthopädie und Intensivmedizin, auf Neurochirurgie, Schmerztherapie und Rehabilitationsmedizin sowie auf Knie- und Hüftendoprothetik.
Pro Jahr werden in der BG Klinik Ludwigshafen über 12.600 Patienten stationär und rund 27.000 Patienten ambulant behandelt. Das Haus verfügt über 528 Betten in der akutstationären Versorgung und der stationären Rehabilitation. Die Klinik ist in 2016 erneut nach KTQ zertifiziert worden und wurde 2005 von der Landesregierung zum ersten Notfallmedizinischen Zentrum in Rheinland-Pfalz ernannt. Klinikträger ist die BG Kliniken Ludwigshafen und Tübingen gGmbH.