Kaiserslautern: Zivilcourage im Alltag bewiesen – Behördenleiter zeichnet Bürgerinnen und Bürger für ihren Mut und Beherztheit aus

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Die "Helden des Alltags" mit Behördenleiter Foto (von links): Horst Gerhard Dauth, Andrea Renner-Baumann, Petra Feldner, Behördenleiter, Leitender Kriminaldirektor Michael Denne (Foto: Polizei RLP)

Kaiserslautern/Westpfalz (ots) – „Wir sind stolz hier beim Polizeipräsidium Westpfalz Bürgerinnen und Bürger für ihr vorbildliches Verhalten sowie ihr beherztes Einschreiten heute auszeichnen zu können“, so der Behördenleiter Michael Denne. Mit diesen Worten eröffnete der Polizeichef eine kleine Feierstunde im Haus des Jugendrechts in Kaiserslautern. Ein ganz besonderer Dank gelte insgesamt sechs Menschen, die im vergangenen Jahr und Anfang dieses Jahres Zivilcourage bewiesen hätten, konstatierte Michael Denne.

Bei den ausgewählten Fällen und Ereignissen, die sich in den vergangenen Monaten in der Westpfalz zugetragen haben, wurden insgesamt fünf Lebenssachverhalte für die heutige Ehrung ausgewählt. Anerkennung und Respekt wurden am Dienstagmittag drei Frauen (darunter eine Kriminalbeamtin aus Pirmasens), zwei Männern und einer 17-Jährigen zuteil. Diese „Helden des Alltags“ hatten dazu beigetragen, dass Straftaten verhindert werden konnten und die Polizei in die Lage versetzt wurde, Täter zu überführen und festzunehmen. In zwei Fällen konnten sogar ein Mädchen und ein Mann von Suizidabsichten abgehalten beziehungsweise gerettet werden. Für die mutigen und umsichtigen Bürgerinnen und Bürger wurden Urkunden und Medaillen des Polizeipräsidiums Westpfalz bereitgehalten. Aus unterschiedlichen Gründen konnten nicht alle „Auserwählten“ an der heutigen Feierstunde teilnehmen. Ihnen werden Urkunde und Medaille nachgereicht.

Zum Kreis der Geehrten gehört die 51-jährige Andrea Renner-Baumann aus Zweibrücken. Sie ist bereits am 22. November 2016 für ihr Einschreiten bei der Vergabe des Preises für Zivilcourage in Mainz von Innenminister Roger Lewentz mit einem dritten Platz ausgezeichnet worden. Geistesgegenwärtig konnte die Einzelhandelskauffrau einer in Not geratenen Frau in den Abendstunden im März 2016 helfen und womöglich Straftaten verhindern. Frau RENNER-BAUMANN war gerade mit ihrem Pkw auf dem Nachhauseweg, als sie an vier Personen vorbeifuhr. Irgendwie will sie ein ungutes Gefühl verspürt haben und sei wieder zurückgefahren. Eine spärlich bekleidete und aufgeregt wirkende Frau sei plötzlich in ihren Wagen gesprungen. Einer von drei Männern habe sich vor ihrem Auto aufgebaut. Geistesgegenwärtig sei sie dann losgefahren und habe die Frau ein paar Straßen weiter in Sicherheit gebracht. Sie habe sofort die Polizei verständigt und versucht die hysterische, vor Todesangst zitternde Frau zu beruhigen.

Wie sich herausstellte, war die Frau aus ihrer Wohnung geflohen, weil ihr Ex-Freund, ein Sexualstraftäter, in ihre Wohnung eingedrungen war.

Bei einer Nachschau durch die Polizei konnte der Ex-Freund in der Wohnung der Frau unter dem Bett der Geschädigten liegend festgenommen werden. Nach eigenem Bekunden sei der stark alkoholisierte Mann aus sexuellen Motiven in die Wohnung seiner Ex-Freundin eingedrungen.

Erich Klaus SCHACKER aus Pirmasens hatte nach einem versuchten Tageswohnungseinbruch im September 2016 in Pirmasens die Verfolgung von zwei Tatverdächtigen aufgenommen. Die beiden Täter konnten wenig später von der Polizei festgenommen werden; beide Straftäter sind zwischenzeitlich rechtskräftig verurteilt.

Der 51-Jährige, Beschäftigter bei der Deutschen Post, verfolgte während der Ausübung seiner Tätigkeit als Briefzusteller zwei Tatverdächtige nach einem versuchten Tageswohnungseinbruch. Er blieb ihnen auf den Fersen, auch noch als sie in einen Bus der Stadtwerke einstiegen. Zuvor hatte er die Geschädigten angewiesen, die Polizei zu verständigen. Nachdem die Tatverdächtigen aus dem Bus flüchten wollten, stellte er sich ihnen in den Weg und versuchte einen der Täter festzuhalten. Dieser konnte sich jedoch losreißen, flüchtete zu Fuß weiter und ließ seine Jacke zurück. Etwa zwei Stunden später konnten die beiden Täter im Rahmen von Fahndungsmaßnahmen in der Pirmasenser Innenstadt festgenommen werden. Seine abgegebene Personenbeschreibung war hilfreich. Außerdem konnte er die beiden bei einer Polizeikontrolle – kam dort zufällig vorbei – als die Flüchtenden wiedererkennen. Die beiden Täter sind zwischenzeitlich verurteilt. Der heute 23-Jährige erhielt eine Haftstrafe von neun Monaten, sein 26-jähriger Komplize elf Monate ohne Bewährung.

Der Polizistin Petra FELDNER aus Pirmasens und dem 63-jährigen Finanzbeamten Horst Gerhard DAUTH gelang es, einen 37-jährigen Mann aus Pirmasens daran zu hindern, von der Pirmasenser Streckbrücke in suizidaler Absicht zu springen. Im Oktober 2016, gegen 23:30 Uhr, waren sie zu viert mit dem Auto unterwegs. Sie sahen auf der Brücke ein Auto mit eingeschalteter Warnblinkanlage stehen und einen Mann, der von der Brüstung der Brücke springen wollte. Ohne viel zu überlegen, stiegen beide aus, sprachen mit dem Mann und konnten ihn gemeinsam von der Brüstung wegziehen. Der 37-Jährige wurde einer ärztlichen Behandlung zugeführt. Petra FELDNER, Kriminalhauptkommissarin, ist seit 1986 bei der Polizei und im Sachbereich Jugend tätig. Herr DAUTH war Finanzbeamter und ist mittlerweile pensioniert.

Auch die 17-jährige Luana GRUND aus Rammelsbach hat gewissermaßen ein Leben gerettet: nämlich das ihrer 14-jährigen Freundin. Das Mädchen habe Stress mit ihrem Freund gehabt und habe sich aus Verzweiflung auf die Bahngleise in Altenglan gesetzt. Der Jugendlichen ist es zu verdanken, dass die 14-Jährige keinen Schaden genommen hat. Sie war die treibende Kraft, die für Hilfe gesorgt und die Mutter des Mädchens verständigt hat. Und am Ende war sie es, die ihre Freundin von den Bahngleisen herunterzog.

In einer vertrauten und lockeren Runde schilderte jeder Einzelne noch einmal aus seiner Sicht das Erlebte und alle waren sich einig, sich zu kümmern, beherzt eingreifen und helfen zu wollen, wenn es die Situation verlange. Michael Denne bedankte sich am Ende der Veranstaltung nochmals herzlich bei den geehrten „Helden des Alltags“ und appellierte daran, für Zivilcourage zu werben.

Bereits zum neunten Mal wurde die Auszeichnung für Zivilcourage beim Polizeipräsidium Westpfalz in dieser Form vorgenommen. Die Ehrung geht zurück auf die landesweite Kampagne „Wer nichts tut, macht mit“, an der sich neben der Polizei Rheinland-Pfalz auch die Bundespolizei, der Weiße Ring und Kriminalpräventive Gremien beteiligen. Ziel der Kampagne ist, Menschen dazu zu motivieren, bei Straftaten oder Notfällen hinzuschauen, einzugreifen – ohne sich selbst in Gefahr zu bringen – Hilfe zu organisieren, sich um das Opfer zu kümmern und sich als Zeuge zur Verfügung zu stellen.