Fischbach (Kreis Südwestpfalz) – Wir schreiben das Jahr 1955, der zweite Weltkrieg war gerade erst vorbei, als in dem kleinen Örtchen Fischbach bei Dahn ein Gelände beschlagnahmt wurde. Keiner sollte ahnen, welche Ausmaße das alles mal annehmen würde.

Bis Ende 1956 wurde das Depot und die dazugehörige Kaserne auf einer Fläche errichtet, die sich im Endausbau über ca. 680ha erstreckte. Es gab am Ende der aktiven Zeit 201 Gebäude und 96 Munitionslagerhäuser, welche mit insgesamt 44km auf dem Gelände befindlichen asphaltierten Straßen verbunden waren. Das gesamte Areal war mit einem 31.780m langen Zaun eingezäunt und mit 6.090 Pfosten versehen. Zusätzlich brachte man 146.430m Stacheldraht an, um das Gelände vor unbefugtem Zutritt zu schützen.

Area One (Foto: Verlassene Orte Pfalz)
Area One (Foto: Verlassene Orte Pfalz)

Zunächst war geplant das Gelände als konventionelles Munitionsdepot sowie zur Einlagerung von nicht mehr benötigter Ausrüstung zu nutzen.

Die ersten 13 „alten“ Munitionslagerhäuser (umgangssprachlich Bunker genannt) der „area1″ wurden schon in den frühen 50ern im Rahmen des Aufbaues des Fischbach Ordnance Depot errichtet und es ist davon auszugehen, dass 1959 schon Teile dieser Bunker in doppelter Umzäunung als Sonderwaffenlager genutzt wurden. Erste Beweise finden sich auf franz. Luftbildern aus dem Jahre 1961. Erkennbar war diese Nutzung an der Abschottung vom restlichen Depotgelände durch doppelte Umzäunung und an den Wachtürmen. Auch die 1962 beginnende Bewachung durch die in Dahn stationierte 193rd MP Company ist ein Indiz dafür.

Im Jahr 1959 wurden bereits die ersten Sonderwaffen eingelagert. Bewacht wurde es von der 165th MP Company, welche sich ausschließlich um die Bewachung der Sonderwaffen kümmerte.

In den 60er-Jahren wurde das Depot in diverse Teilbereiche eingeteilt, welche im Prinzip bis 1993 Bestand hatten. Obwohl das Gesamtareal von Anfang an durch eine umfangreiche Zaunanlage gesichert (31.780m länge) war, wurden einige dieser Teilbereiche noch zusätzlich vom übrigen Depotgelände abgeschottet.

Am 23.4.1968 wurde das Gelände zur Militärischen Schutzzone erklärt.

Area One (Foto: Verlassene Orte Pfalz)
Area One (Foto: Verlassene Orte Pfalz)

Die „area 1″ wurde von 1977 bis 1980, aufgrund terroristischer Anschläge durch die RAF in ganz Deutschland, nach dem „Long Range Security Program“ (LRSP) umgebaut. Dieses in allen SW-Lager der Army in Europa umgesetzte Programm bestand aus einem festungsähnlichen Ausbau mit massiver Umzäunung in dreifacher Ausführung, Linienperimeter-Sicherung mit Mikrowellen-Bewegungsmeldern sowie einer Zaunsicherung durch Koaxialkabel, welche Bewegungen und Geräusche detektierte. In jedem dieser Lager wurde ein massives Wachgebäude „Site Security Control Center“ (SSCC) mit einem Wachturm errichtet, dort war auch die Unterkunft der Soldaten, die das Lager bewachten. Die SW-Lager waren nachts ständig beleuchtet und auch die Bunker wurden u.a. mit dem Sicherungssystem „Weapon Access Delay System“ (WADS) nachgerüstet, welches aus einer strengen Zugangsprozedur und etlichen Sicherungssystemen in den Bunkern bestand. Weitere Wachtürme und ein bewuchsfreier Innenbereich als freies Schussfeld verstärkten die Verteidigungsfähigkeit der Anlage. In der „area 1″ wurden noch zusätzlich 6 neue, moderne Bunker der Bauart „Stradley“ mit Schiebetoren errichtet und ein neues Sonderwaffen-Waffen Wartungsgebäude, das „Maintenance & Assembly Building“ (M&A) errichtet.

 

Von 1980 bis ca. 1991 lagerten in der „area 1″ 155mm sowie 203mm – nukleare Artilleriegranaten, nukleare Pershing- sowie Lance-Sprengköpfe.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 und dem INF-Vertrag wurden mit der „Operation Silent Echo“ sämtliche Sonderwaffen per Hubschrauber zur Ramstein Airbase abtransportiert und gingen danach „back to the states“.

Im Jahr 1990 gab es erste Anzeichen einer Räumung des Lagers, welche aber wieder schnell dementiert wurden.

Das Wartungsgebäude (M&A) wurde rückgebaut, weiteres Material verwertet, Bunker teilweise als Lagerraum vermietet und das Wachgebäude dem Verfall überlassen.

Area One (Foto: Verlassene Orte Pfalz)
Area One (Foto: Verlassene Orte Pfalz)

Bis 1993/94 wurde das Depot inklusive „area 1″ von den US-Streitkräften komplett geleert und schließlich im Herbst an die BRD zurückgegeben.

Die Gebäude standen offen, waren besenrein und technisch einwandfrei, aber nicht abgeschlossen, sowie umfangreiche Bedienungs- und Wartungsanleitungen für die Sicherungsanlagen lagen frei aus.

1995 begann mit der Demontage der Stahltürme und der Sicherungsanlage durch die Bundeswehr, der Rückbau der „area 1″.

 

 

Dank durch die Initiative der 2009 gegründeten IG Area One e.V. konnte der geplante komplette Rückbau verhindert und die Anlage 2012 unter Denkmalschutz gestellt werden.