Theaterworkshop_170210
Zeigten vollen Körpereinsatz: die Teilnehmer amTheaterworkshop imStadtmuseum. Foto: Stadtverwaltung Kaiserslautern)

Kaiserslautern – Wer am vergangenen Wochenende in den Morgenstunden die Scheune des Stadtmuseums betrat, bekam ein unerwartetes Schauspiel geboten.

„Juckreiz, Stufe 5“ ruft Katja Bach. In der Mitte des Raumes stehen zwanzig junge Leute, die auf Kommando alle anfangen, sich wild zu kratzen. Einer reibt sich mit dem Rücken an einem Pfosten, der nächste wirft sich vor imaginärem Juckreiz auf den Boden, windet sich vor Pein. „Gut, ok, Stop“, so Bach.

Unter dem Motto „In Bewegung“ hatten die Jugendberufsagentur, das Pfalztheater und die städtische Stabsstelle Asyl junge Geflüchtete zum Theaterworkshop geladen, der von Katja Bach, Theaterpädagogin am Pfalztheater, und der Tanzpädagogin Susanne Adam geleitet wurde. Die Idee zu dem Workshop haben die beiden gemeinsam mit Sabine Michels von der Stabsstelle Asyl im vergangenen Sommer entwickelt.

„Die Menschen, die in der letzten Zeit zu uns gekommen sind, müssen ein großes Quantum an Lernen absolvieren – und immer geht es über Sprache und Worte“,

erläutert Michels den Hintergrund. So habe man sich gemeinsam überlegt, ob man dieser eher einseitigen Form des Lernens eine weitere Ebene des Erlebens und Ausdrückens hinzufügen könnte. Und man sei auf das Darstellerische, den körperlichen Ausdruck gekommen.

„Zudem ist das Angebot, sich über Bewegung und Mimik auszudrücken und miteinander in Kontakt zu kommen, eine wunderbare Möglichkeit, Nationen zusammenzubringen, und zwar ohne die ansonsten stets vorhandene Hürde der Sprache“,

erzählt Bach.

Via Jugendberufsagentur, wo man in Person von Kerstin Heinzmann direkt auf offene Ohren stieß, habe man sich mit dem Angebot gezielt an junge Erwachsene gewandt, die gerade einen Sprachkurs absolvieren. Ursprünglich war der Kurs für 15 Personen ausgelegt, aufgrund des großen Interesses aber sei der Teilnehmerkreis auf 20 Personen erweitert worden, darunter Menschen aus Syrien, Afghanistan und Eritrea. Los ging es dann am Freitagmorgen um 10 Uhr.

„Nach 15 Minuten waren sie aufgetaut, danach hat das Ganze eine Eigendynamik bekommen, wie ich sie noch selten erlebt habe“,

zeigt sich Bach von ihrer Gruppe beeindruckt.

Wer die Gruppe beobachtet, weiß sofort, was sie meint. Während der gemeinsamen Juckreizdarbietung explodiert der Raum geradezu. Aus gemeinsamem Kratzen wird immer mehr gemeinsames Lachen. Man applaudiert, jubelt, klatscht sich ab. Es herrscht beste Stimmung.

„Das gemeinsame Erleben steht im Vordergrund“,

so Adam.

„Es muss Elemente zum Austoben geben, und ebenso ruhige Momente.“

Und auch wenn aufgrund der professionellen Leitung des Workshops durch die beiden Theaterpädagoginnen die Stimmung rundweg heiter ist: Gegen Ende der Veranstaltung ist die Anstrengung in den Gesichtern der Teilnehmer deutlich sichtbar. Der stete Wechsel zwischen Konzentration und Entspannung, individueller Darstellung und Fokussierung des Gruppengeschehens ist über die Dauer des Workshops durchaus eine Herausforderung für jeden Einzelnen.

„Das war genau die Absicht des Seminars“, so Michels. Die Teilnehmer lernen hier Kompetenzen, die ihnen dann wiederum für das Lernen zur Verfügung stehen. „Es wäre wünschenswert, wenn wir ein solches Angebot dauerhaft etablieren könnten.“