Ludwigshafen: Mehr Geld und Pflege für Grünanlagen

Grün- und Straßenreinigungskonzept sorgen für mehr Sauberkeit und schöneres Stadtbild

Ludwigshafen – Die Stadt Ludwigshafen macht sich für ihre Grünanlagen und die Sauberkeit öffentlicher Plätze stark und will künftig mehr in Pflege und Unterhalt investieren. Wichtige Eckpunkte hierfür sind in den neuen Grün- und Straßenreinigungskonzepten enthalten, die Bau- und Umweltdezernent Klaus Dillinger dem Werkausschuss am Freitag vorlegen wird.

Um das Stadtbild insgesamt schöner und gepflegter zu gestalten, aber auch um die Verkehrssicherheit weiterhin in der notwendigen Qualität zu gewährleisten, müssen die bislang erbrachten Arbeitsstunden um circa 55.000 auf 180.000 pro Jahr erhöht werden. Das Budget für die Grünflächenunterhaltung sollte dann zur Finanzierung des hierfür benötigten Personals innerhalb der nächsten vier Jahre schrittweise von derzeit 7,7 auf rund 10 Millionen Euro erhöht werden. Dies ist das Ergebnis eines Masterplanes, den das Ingenieurbüro Dr. Steidle Consult aus München zusammen mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Bereichs Grünflächen und Friedhöfe erarbeitet und mit einem Kompetenzteam bestehend aus Verwaltung und Politik diskutiert hat.

Wie Bau- und Umweltdezernent Klaus Dillinger in einem Pressegespräch am Dienstag, 29. November, erläuterte, werde dem Stadtrat in seiner Sitzung am 12. Dezember 2016 empfohlen, den Masterplan schrittweise umzusetzen und die erforderlichen Finanzmittel im Haushalt bereitzustellen. Voraussetzung ist die Empfehlung des Werkausschusses, der am nächsten Freitag tagt.

„Ludwigshafen hat viel Grün, das keiner missen möchte. Doch dieses muss auch ordentlich gepflegt werden können. Mehr und mehr Bürgerinnen und Bürger beklagen zu Recht den Zustand unserer Parkanlagen, ärgern sich über zu hohe Sträucher am Straßenrand, überfüllte Abfalleimer und lose Platten, die zu Stolperfallen werden. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir die Verkehrssicherheit nicht mehr aufrechterhalten können. Dieser Pflegerückstand und Sanierungsstau ist unter anderem der beständigen Ausweitung unserer Grünanlagen in Neubaugebieten und an umgebauten Straßen in den vergangenen 15 bis 20 Jahren geschuldet, ohne die Budgets für die Pflege anzupassen. Nun müssen wir gegensteuern und wieder mehr Geld für unser Grün bereitstellen. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppe sind eindeutig: Trotz Verbesserungen der Arbeitsabläufe, trotz Einsatz zusätzlicher Maschinen ist die Grünpflege in erster Linie vom zur Verfügung stehenden Personal abhängig“, konstatierte Dillinger.

In einem ersten Schritt sollen schon ab 2017 stadtweit vorrangig verkehrssicherheitsrelevante Maßnahmen umgesetzt werden. Hierzu zählen unter anderem: Unfallgefahren auf Plätzen und Wegeflächen beseitigen, Baumscheiben instand setzen und Gehölze, die an Straßen, Rad- und Gehwegen, die Sicht behindern, zurück zu schneiden. Nach der im späten Frühjahr 2017 erwarteten Haushaltsgenehmigung werden den Ortsbeiräten detaillierte Pflegepläne für die jeweiligen Stadtteile vorgestellt und Anregungen aufgenommen. Diese könnten dann ab 2018 umgesetzt werden. Im Jahr 2018 soll es dann auch – über die Ortsbeiräte hinaus – eine umfassende Bürgerbeteiligung, zum Beispiel mittels Bürgerforen oder Anliegerwerkstätten, geben. Des Weiteren wird die Anzahl der Parkaufseher um zwei auf drei erhöht. „Ziel ist es, in den Parkanlagen präsent zu sein und Menschen auf Fehlverhalten wie Fahrradfahren oder Grillen hinzuweisen sowie die Pflegeteams über wilde Müllablagerungen zu informieren.“

Masterplan „Grün“ wird schrittweise umgesetzt

Bevor das Münchner Ingenieurbüro mit dem Erstellen eines Masterplanes im Juli 2014 beauftragt wurde, analysierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bereiches Grünflächen und Friedhöfe unter anderem innerbetriebliche Abläufe und stellten dar, wie viele Personen welche Arten von Grünflächen wie lange für wie viel Geld pflegen und verglichen ihre Tätigkeit mit anderen Städten (Benchmarking). Datenmaterial hierzu stellten die Gartenamtsleiterkonferenz (GALK) und die Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGST) zur Verfügung.

Diese Vergleichszahlen zeigen beispielsweise auf, dass ein Mitarbeiter im Jahr 1982 circa 2,5 Hektar und im Jahr 2015 bis zu 8 Hektar zu betreuen hatte. Speziell für Ludwigshafen ergibt sich daraus, dass für einen Quadratmeter Grünfläche jährlich 1 bis 1,5 Minuten Zeit zur Verfügung steht. Auf den privaten Bereich übertragen, bedeute dies, dass ein 300 Quadratmeter großer Garten zwischen 5 und 7,5 Stunden im Jahr gepflegt werden würde. Was die Kosten angeht, ermittelte die KGST im Jahr 2014, dass Ludwigshafen 45 Cent für die Pflege eines Quadratmeters pro Jahr ausgebe und damit am unteren Ende der Vergleichsstädte stand.

Auf Grundlage der ermittelten Basisdaten wurde ab 2015 gemeinsam mit dem externen Büro ein Masterplan entwickelt. Im Sinne der Betriebswirtschaft wurden hierbei die Flächen betrachtet, die rund 90 Prozent der Kosten in der Grünflächenpflege verursachen, ohne den Baumbestand zu berücksichtigen. Von den insgesamt 1.200 Hektar sind dies circa 640 Hektar und neun Objektarten (31 insgesamt) mit 1.140 Einzelobjekten (2.080 insgesamt). Die im Masterplan betrachteten Objektarten sind: Stadtteilparks, Quartierparks, Grünzüge, Straßenbegleitgrün, Vegetationsflächen an Verkehrsflächen, städtische Plätze, Spiel- und Bewegungsflächen sowie die Außenflächen an Kindertagesstätten und Schulen. Sie wurden je nach Funktion und Bedeutung für die Bevölkerung in drei so genannte Bewirtschaftungsklassen – Intensiv-, Standard- und Mindestpflege – eingeteilt. Zur Bewirtschaftungsklasse I gehört beispielsweise die Fläche vor dem Turmrestaurant im Ebertpark, deren Rasen alle ein bis zwei Wochen gemäht und die Rabatten intensiv gepflegt werden. Der Oppauer Park ist in die Bewirtschaftungsklasse II eingeordnet. Hier wird der Rasen alle drei bis vier Wochen gemäht und die Überhänge der Sträucher werden dreimal im Jahr zurückgeschnitten. Eine Mindestpflege, also Bewirtschaftungsklasse III, ist für den Friedenspark vorgesehen, wo lediglich die Ränder des Rasens alle vier Wochen gemäht werden.

Sodann wurde für jede Bewirtschaftungsklasse und für jeden Flächenbestandteil ein Musterpflegeplan entworfen. Die Kosten für die Instandhaltung von Ausstattungsgegenständen wie Bänke und Spielgeräte wurden pauschaliert eingerechnet. Im Hinblick auf die zu gewährende Verkehrssicherheit, die Werterhaltung und die Nutzbarkeit der Grünflächen hat der Bereich Grünflächen und Friedhöfe zudem eine fachliche Empfehlung für die Pflege und Unterhaltung der Grünflächen in Ludwigshafen abgegeben.

Hieraus ergibt sich insgesamt der jährliche Mehrbedarf von 55.000 Arbeitsstunden. Anstatt wie bislang 92 sollten dann 132 Personen die Grünflächen pflegen. Die entsprechenden Haushaltsmittel müssten dann zur Deckung der eigenen Personalkosten und der Kosten für Fremdvergaben von Pflegearbeiten eingestellt werden. „Zu definieren, welche Aufgaben der Wirtschaftsbetrieb betreut und welche an Fachfirmen vergeben werden können, wird ein weiterer Schwerpunkt der Überlegungen im Jahr 2017 sein“, verdeutlichte Klaus Dillinger. Damit gehe es auch um die Sicherung von Arbeitsplätzen nicht nur beim WBL, sondern auch im Mittelstand.

Mehr Sauberkeit durch neues Straßenreinigungskonzept

Innerhalb des Wirtschaftsbetriebes der Stadt Ludwigshafen hat sich neben dem Bereich Grünflächen und Friedhöfe auch der Entsorgungsbetrieb zum Ziel gesetzt, mit einer Reorganisation der Straßenreinigung für mehr Sauberkeit zu sorgen. Bei der Projektentwicklung werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Wirtschaftsbetriebes von einem Kompetenzteam, zusammengesetzt aus Vertreterinnen und Vertretern der Kommunalpolitik und dem Beratungsunternehmen INFA-Institut für Abfall, Abwasser und Infrastruktur-Management GmbH aus Ahlen, unterstützt. Vorgesehen ist, ab April 2017 ein neues Arbeitsgruppenmodell einzuführen. Die Einsatzzeiten sind flexibel und der Samstag wird für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Straßenreinigung ein Regelarbeitstag.

Die Arbeitsgruppe, bestehend aus sechs bis zehn Mitarbeitern, in der Regel ein Kehrmaschinenfahrer, ein Arbeitsgruppenleiter und manuelles Reinigungspersonal, ist dann für einen festen Ortsbezirk verantwortlich. Im Innenstadtbereich sind zwei Arbeitsgruppen vorgesehen, die zwischen 7 bis 21 Uhr für Sauberkeit sorgen. Im restlichen Stadtgebiet verteilen sich ortsbezogen vier weitere Arbeitsgruppen. Für Sonderaufgaben, wie die Beseitigung wilder Müllablagerungen oder Sonderreinigungen, wird zudem eine „Kehrforce“ bestehend aus zwei Fahrzeugen mit jeweils drei Mitarbeitern installiert. Sie entlasten damit die Arbeitsgruppen bei unvorhergesehenen Aufgaben. Den Arbeitsgruppenleitern kommt eine zentrale Bedeutung zu: Zum einen als Ansprechpartner für die Bürgerinnen und Bürger vor Ort aber auch als Koordinator der Arbeitsabläufe der Gruppe im Hinblick auf den Einsatz der Kehrmaschinen und des Personals. Er ist mit seinen Kollegen Garant für die Leistungserbringung im Revier. Dies betrifft sowohl die Reinigungsaufgaben als auch die Leistungen im Winterdienst zur Aufrechterhaltung der Verkehrssicherheit.

„Wir möchten, dass verantwortliche Ansprechpartner auch ein Auge auf Probleme rund um ihren eigentlichen Einsatzort haben und diese zur Behebung weitermelden, damit verbunden wären sechs neue Stellen“, erläuterte Beigeordneter Dillinger. Personal aufzustocken, die technische Ausstattung zu optimieren und all die Maßnahmen zur Verbesserung des Stadtbildes kosten Geld. So werden die Straßenreinigungsgebühren ab 1. Januar 2017 angehoben. Für ein Einfamilienhaus müssen dann zum Beispiel rund 5 Euro im Jahr mehr gezahlt werden und natürlich entbinden die Neuerungen die Grundstückseigentümerinnen und -eigentümer nicht von ihrer Kehrpflicht. „Wir müssen gemeinsam für eine saubere und sichere Stadt sorgen, das ist ein großes Stück Lebensqualität und wichtig für das Image von Ludwigshafen“, so Dillinger.