Mannheim: Jugendarbeit wirkt. Seit 70 Jahren in Mannheim

Mannheim – 70 Jahre Jugendarbeit in Mannheim – das haben am Freitagabend die Abteilung Jugendförderung des Fachbereichs Kinder, Jugend und Familie – Jugendamt und der Stadtjugendring Mannheim e.V. im Jugendkulturzentrum FORUM gefeiert.

Inzwischen sind zahlreiche Mannheimer Generationen mit der Jugendarbeit aufgewachsen – ob bei den Pfadfindern oder im Jugendhaus, beim Spielmobil oder in einer konfessionellen Jugendgruppe, bei der Jugendfeuerwehr oder auf einem Abenteuerspielplatz. Viele Mannheimerinnen und Mannheimer verbinden mit der offenen und verbandlichen Jugendarbeit prägende Ereignisse und Erinnerungen, die ein ganzes Leben lang nachwirken. Gleich zu Beginn der Jubiläumsfeier im Jugendkulturzentrum FORUM führte der Film „Jugendarbeit hat mein Leben geprägt“ dies mit fünf Statements eindrucksvoll vor Augen.

Jugendbürgermeisterin Dr. Ulrike Freundlieb blickte auf die gemeinsame Geschichte der Jugendförderung und des Stadtjugendrings: Als Lehre aus der Vergangenheit und um eine demokratische Erziehung der Kinder und Jugendlichen im Nachkriegsdeutschland zu ermöglichen, gründete die amerikanische Besatzungsmacht 1946 das Jugendsekretariat als zentrale Einrichtung für die Mannheimer Jugendarbeit. Aus ihm gingen später die Abteilung Jugendförderung des Jugendamtes und der Stadtjugendring hervor. „Aufgabe der Jugendarbeit ist es, gesellschaftliche Veränderungen schnell aufzugreifen und sich in der Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen und politischen Kräften immer wieder neu zu erfinden“, erklärte die Bürgermeisterin. Hier seien oftmals bundesweit Maßstäbe gesetzt worden, Mannheim sei auch in diesem Bereich „eine Stadt der Innovationen“, lobte sie. „Unsere Jugendarbeit in Mannheim bietet den Jugendlichen Anregungen und Perspektiven, schafft Anlaufpunkte und strukturiert darüber so manche Zeiten jenseits des Schulunterrichts“, fügte sie an, „damit leisten die vielfältigen Angebote der Jugendförderung einen wertvollen Beitrag zum Abbau von Chancenungleichheiten, zur Förderung von Talenten und zur Integration.“ Um dem gerecht zu werden, bedürfe es einer steten Überprüfung auf Wirkung und Erfolg – seit 70 Jahren und auch in Zukunft. „Die Jugendförderung der Stadt Mannheim und der Stadtjugendring sind somit gehalten, sich unablässig weiter zu entwickeln und ihre Offerten stets zeitgemäß zu halten“, so Freundlieb, „nicht zuletzt darum blicken wir alle voller Spannung auf die Ergebnisse der Kilb-Studie der Fakultät für Sozialwesen“, ging Freundlieb auf Prof. Rainer Kilbs Untersuchung ein, die derzeit prüft, inwieweit Angebote der Jugendförderung und Bedarfe moderner Jugendlicher noch deckungsgleich sind.

Vom Filmfestival bis zum Abenteuerspielplatz

Zu den Erfolgsprojekten der städtischen Jugendförderung gehören beispielsweise die Sommerferienspiele, die Luisenstadt des Spielmobils und der Ferienexpress „Steig Ein“, die Puppenbühne, Jugendarbeit Mobil (JAM) und das Agenda Diplom. Außerdem in gemeinsamer Verantwortung und enger Kooperation von Jugendförderung und Stadtjugendring das Webangebot Mannheimer Jugend Online (MaJO), das Kurzfilmfestival Girls Go Movie und Bandsupport. Auch die zahlreichen stadtteil- und sozialraumorientierten Einrichtungen der Jugendförderung sind wichtiger Teil der kommunalen Jugendarbeit, wie das Jugendhaus Waldpforte mit seinem Abenteuerspielplatz, das Nachbarschaftshaus Rheinau, das Jugendhaus Erlenhof, das Jugendhaus Schönau, das Jugendhaus Vogelstang, das Jugendhaus Herzogenried, das Jugendhaus Soul-Men-Club und das Jugendhaus Hochstätt mit Abenteuerspielplatz oder die Jugendtreffs auf dem Lindenhof, in Neckarau und in Feudenheim. Mit der mobilen Jugendarbeit in Luzenberg und in der Schwetzingerstadt wird die Jugendförderung dem Auftrag des Gemeinderats gerecht, der sich für einen weiteren bedarfsorientierten Ausbau der Jugendarbeit ausgesprochen hat. „Wir hoffen, dass wir auch in diesen Stadtteilen bald geeignete Räumlichkeiten schaffen können“, sagte Bürgermeisterin Dr. Freundlieb mit Blick in die Zukunft.

Özlem Alkan und Jan Sichau, Vorstandsvorsitzende des Stadtjugendrings Mannheim e.V., betonten die Besonderheiten der Jugendverbandsarbeit, aber auch die vielfältige Geschichte an Projekten und Impulsen, die in den zurückliegenden Jahren ergingen. Bis heute wichtig in der Stadtgesellschaft ist die Gedenkstätte Sandhofen, ihre Existenz geht auf eine Initiative Jugendlicher des Stadtjugendrings zurück. Ebenso kaum wegzudenken sei das Kinderspektakel zum Weltkindertag. Wie wichtig dem Stadtjugendring die politische Bildung ist zeige sich ganz deutlich daran, dass er zuerst mit KiDS e.V., später dann gemeinsam mit der Jugendförderung und interessierten Schulen die Jugendwahlen und die Diskussionsveranstaltungen mit den jeweiligen Kandidatinnen und Kandidaten durchgeführt habe. „’Bock auf Wahl‘ oder ‚panaschieren, kumulieren, …‘ zur letzten Kommunalwahl sind vielen jungen Menschen im Gedächtnis geblieben“, schwärmen die beiden Vorsitzenden von den erfolgreichen Kampagnen. „Jugendarbeit ist der Ort, an dem ich freiwillig, selbst gestaltend verschiedensten Menschen begegnen und Unterschiede kennenlernen kann. Jugendarbeit ist aber auch der Ort, an dem ich mir genau deshalb die Gemeinsamkeiten in Meinungen, Werten, Lebensweisen oder Interessen vergegenwärtige. Hier wird eine demokratische Gesellschaft gelebt.“ Mit diesen Worten schlossen die beiden Vorsitzenden ihre Rede.

Austausch über Wirkung und Ziele

Anschließend nahm Prof. Dr. Reinhard Liebig vom Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften der Hochschule Düsseldorf in seinem Fachvortrag die „Wirkungsorientierung in der Jugendverbandsarbeit und der offenen Jugendarbeit“ in den Blick. Ausgangspunkt seiner Überlegungen waren die Bildungs-, Integrations- , Verantwortungs- und Gemeinschaftspotentiale der Jugendarbeit. Unter dem Titel „Jugendarbeit wirkt – gestern, heute und in Zukunft“ lud Moderator Erik Flügge Bürgermeisterin Dr. Freundlieb, Prof Dr. Liebig, Martin Bachhofer (Arbeitsgemeinschaft Jugendfreizeitstätten Baden-Württemberg), Claudia Daferner (Landesjugendring Baden-Württemberg) und Robert Stoner (Sprecher der AG Jugendarbeit in Mannheim) zum fachlichen Austausch auf dem Podium ein.

Selbstverständlich wurde über den Erfolg der Jugendarbeit nicht nur gesprochen, mit ihren Auftritten zeigten junge Mannheimer Talente, wie überzeugend Jugendarbeit wirkt. So bot das Jugendhaus Erlenhof mit der Performance „DanceTastic“ eine Reise um die Welt von gestern bis heute. Anika, Jamie Lee, Jeremy, Merve und Servet vom Jugendhaus Herzogenried nannten ihren Auftritt „Mash up“. Sie brachten gesanglich auf den Punkt, was Jugendliche heute oft beschäftigt und machten Mut zum Handeln. Auch der Stadtjugendring bot mit Auftritten einen Einblick in seine Vielfalt. Der Pfadfinderbund Mannheim tat sich mit dem Bund Lorièn zusammen und schuf mit Fahrtenliedern für die Gäste ein wenig Lagerfeueratmosphäre. Das Jugendensemble des HCF Akkordeon Feudenheim und Gizem Gözüacik, Mitglied der DIDF-Jugend, komplettierten den Abend mit Musik aus ihrem reichhaltigen Repertoire.