Mainz: Bewilligung für Humboldt-Professur in der Biologie

Neuausrichtung der Mainzer Biologie

Mainz – Auf Antrag der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) und des Instituts für Molekulare Biologie gGmbH (IMB) ist der Chromosomenforscher Prof. Dr. Peter Baumann für eine Alexander von Humboldt-Professur und damit den höchstdotierten deutschen Forschungspreis ausgewählt worden.

Baumann, ein international renommierter Experte auf dem Gebiet der Chromosomenbiologie, arbeitet derzeit in den USA als Forscher des Howard Hughes Medical Institute am Stowers Institute for Medical Research in Kansas City. Die Alexander von Humboldt-Stiftung vergibt seit 2008 jährlich bis zu zehn Professuren an internationale Spitzenforscher im Ausland, um diese langfristig an deutsche Universitäten zu holen. Experimentell arbeitende Wissenschaftler erhalten fünf Millionen Euro für die ersten fünf Jahre. Die Universitäten legen bei der Nominierung ein Konzept vor, wie sie die Professur über diesen Zeitraum hinaus finanzieren.

Prof. Dr. Peter Baumann befasst sich in seiner Forschung mit zwei fundamentalen Aspekten der Chromosomenbiologie: der Architektur und Dynamik von Chromosomenenden und der Vererbung von genetischen Informationen. Beide Aspekte haben weitreichende Folgen für die Erhaltung der Genomstabilität und der genetischen Diversität. Diese Forschungsfelder würde Baumann bei einer Berufung an die Johannes Gutenberg-Universität Mainz als Professor für Molekulare Biologie am Fachbereich Biologie einbringen wie auch als Adjunct Director am Institut für Molekulare Biologie.

„Mit der Einwerbung dieser Alexander von Humboldt-Professur durch die Johannes Gutenberg-Universität Mainz bestätigt Rheinland-Pfalz erneut, dass es auch im Bereich lebenswissenschaftlicher Forschung ein international sichtbarer und attraktiver Standort ist. Grundlage hierfür ist die seit Jahren kontinuierlich aufgebaute leistungsstarke Forschungs- und Innovationskompetenz, nicht nur im Bereich der lebenswissenschaftlichen Grundlagenforschung, sondern auch der anwendungsbezogenen Forschung. Beide wollen wir zukünftig noch weiter stärken und ausbauen“,

betonte Prof. Dr. Konrad Wolf, Minister für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur des Landes Rheinland-Pfalz.

„Die Bewilligung dieser Humboldt-Professur ist eine große Anerkennung für unsere Bemühungen, die biologischen Forschungsbereiche der Universität zu restrukturieren und weiterzuentwickeln“,

teilte der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Prof. Dr. Georg Krausch, mit.

„Eine Berufung von Professor Baumann wird die zentralen Forschungsaktivitäten in der biologischen und biomedizinischen Grundlagenforschung stärken und eine direkte Brücke zu den Arbeiten des IMB bilden.“

Krausch wies darauf hin, dass es sich um die Bewilligung einer dritten Humboldt-Professur für die JGU innerhalb von nur vier Jahren handelt. Im Jahr 2012 ging eine Humboldt-Professur an den Blutgerinnungsforscher Prof. Dr. Wolfram Ruf, der vom Scripps Institute in La Jolla, USA, an die Universitätsmedizin Mainz wechselte, eine weitere im Jahr 2013 an den theoretischen Physiker Prof. Dr. Jairo Sinova, der von der Texas A&M University in den USA nach Mainz kam.

In seiner Forschung beschäftigt sich Prof. Dr. Peter Baumann insbesondere mit den verletzlichen Endstücken von Chromosomen, die von komplexen Strukturen mit der Bezeichnung Telomere geschützt und durch das Enzym Telomerase wiederhergestellt werden können. Ohne funktionsfähige Telomerase droht Chromosomen bei Zellteilungen eine fortschreitende Verkürzung. Eine hohe Telomerase-Aktivität wird dagegen in Tumoren für die Wucherung von Krebszellen verantwortlich gemacht. Während die Forschungsarbeiten hierzu mit Spalthefen und menschlichen Zellkulturen erfolgen, konzentriert sich der zweite Schwerpunkt Baumanns auf Besonderheiten bei Schienenechsen, Reptilien, bei denen einige Arten nur durch weibliche Tiere vertreten sind, die sich ohne Befruchtung fortpflanzen. Interessant ist hier, wie die genetische Vielfalt erhalten bleibt, damit die Tiere auch bei wechselnden Umwelteinflüssen überleben. Dem will Baumann durch ein besseres Verständnis der molekularen und zellulären Grundlagen nachgehen.

„Mit der Alexander von Humboldt-Professur und der Berufung von Prof. Baumann an den Fachbereich Biologie der JGU verfolgen wir eine zweifache Strategie: zum einen die Stärkung der Lebenswissenschaften am Standort Mainz mit dem Ziel, diese zu einem Vorreiter im Bereich der Telomerbiologie zu machen, und zum anderen die Übernahme einer aktiven Rolle von Prof. Baumann bei der Integration von komplementären Forschungsthemen und -gruppen, wodurch die Basis zur Einwerbung von koordinierten Drittmittelprojekten geschaffen wird“,

so der Dekan des Fachbereichs Biologie, Prof. Dr. Hans Zischler.

„Wir sind sehr erfreut über die Auszeichnung Peter Baumanns mit einer renommierten Humboldt-Professur und wir freuen uns schon jetzt darauf, ihn am IMB begrüßen zu dürfen“,

bekräftigte Prof. Dr. René Ketting, Executive Director des IMB. „Seine bahnbrechende Forschung auf dem Gebiet der Chromosomenbiologie wird ein großer Gewinn für den Wissenschaftsstandort Mainz und insbesondere für den faszinierenden Bereich der Lebenswissenschaften sein.“

Baumann wird nach erfolgreichem Abschluss seiner Berufungsverhandlung voraussichtlich im kommenden Jahr an die JGU und das IMB kommen. Eine fachübergreifende Zusammenarbeit ist auch mit anderen Gruppen der Lebenswissenschaften und der Universitätsmedizin Mainz angestrebt.

Der Fachbereich Biologie durchläuft derzeit einen Generationswechsel in der Professorenschaft, wodurch eine weitgehende Neuausrichtung in der Forschung durch eine entsprechende Berufungspolitik möglich ist. Diese Chance soll genutzt werden, um Schwerpunkte in zukunftsweisenden Forschungsgebieten zu bilden, dabei Ressourcen zu bündeln und vorhandene Kompetenz durch gezielte Neuberufungen zu verstärken. Diese Strategie wird konsequent mit der Berufung von Prof. Dr. Peter Baumann auf eine Alexander von Humboldt-Professur an die JGU umgesetzt.

Das Institut für Molekulare Biologie gGmbH (IMB) ist ein Exzellenzzentrum der Lebenswissenschaften, das 2011 gegründet wurde. Die Forschung am IMB konzentriert sich auf drei aktuelle Gebiete: Epigenetik, Entwicklungsbiologie und Genomstabilität.