Bad Kreuznach: Märschsiedlung trug einst den Namen des Nazi-Innenministers Wilhelm Frick

Historisches

ehrenbuergerschaft Wilhelm Frick
Märschsiedlung trug einst den Namen des Nazi-Innenministers Wilhelm Frick (Foto: Stadtverwaltung Bad Kreuznach)

Bad Kreuznach – „Kein Haus ohne Hakenkreuzfahne, kein Haus ohne Girlandenschmuck“. Die Stadt sollte sich herausputzen zum Empfang von Reichsinnenminister Wilhelm Frick.

Dazu rief Beigeordneter Brenbide im „Kreuznacher Beobachter“ die Bevölkerung auf. Am 24. Mai 1936 wurde Frick das Ehrenbürgerrecht verliehen und die Volkshaussiedlung nach ihm benannt. Zehn Jahre später wird Frick, im Zweiten Weltkrieg auch Reichsprotektor Böhmen und Mähren, im Prozess gegen die nationalsozialistische Führung in Nürnberg zum Tode verurteilt und mit neun weiteren Hauptkriegsverbrechern gehängt. Die 70. Wiederkehr des Nürnberger Prozesses nimmt der Südwestrundfunk zum Anlass, eine Dokumentation über Frick zu drehen und war auf Spurensuche des gebürtigen Alsenzers auch in Bad Kreuznach. Der Beitrag ist am 16. Oktober, 18.45 Uhr, im SWR zu sehen.

Im Bad Kreuznacher Stadtarchiv kennt sich Joachim Hennig bestens aus. Der pensionierte Richter am Oberverwaltungsgericht Koblenz und Hobby-Historiker war schon häufig dort zu Recherchezwecken Gast, so zum Beispiel für die virtuelle Ausstellung „Hugo Salzmann (1903-1979) – Kommunist – Gewerkschaftler – Künstler aus Bad Kreuznach“, die er 2012 gemeinsam mit der Salzmann Tochter Juliana erarbeitete. Dieses Mal begleitete ihn ein Fernseh-Team der SWR Redaktion Landeskunde. Stadtarchivarin Franziska Blum-Gabelmann hatte interessante Dokumente bereit gelegt. Zeitungsausschnitte, kopierte Seiten aus dem Eisernen Buch, die Einladung zur Einweihung der „Wilhelm-Frick-Siedlung“, Stadtratsprotokolle, alles zum Thema Ehrenbürgerschaft Frick, die ihm 1950 wie jene von Adolf Hitler und dem NS-Reichsbauernführer, Agrarminister und SS-Funktionär Richard Darré wieder aberkannt wurde.

In der Märschsiedlung, die damals Wilhelm-Frick-Siedlung hieß, traf das Fernsehteam noch alte Bewohner, die sich an die Namensgebung erinnern konnten.

Es gibt noch eine weitere Verbindung zwischen Frick und Bad Kreuznach. Die Kunst der Bildhauerin Hanna Cauer fand bei den Nationalsozialisten großen Anklang. Sie schuf 1933 eine lebensgroße Bronzebüste, die Frick in antiker Toga zeigt. Der Verbleib der Skulptur ist unbekannt.