Landau: Landauer Zoo stellt Bemühungen um mehr Barrierefreiheit vor

Landau – Er ist eine der Vorzeigeeinrichtungen der Stadt Landau – und soll künftig möglichst vielen Besucherinnen und Besuchern gleichermaßen zugänglich sein: Der Landauer Zoo. Zoodirektor Dr. Jens-Ove Heckel hat gemeinsam mit dem Beigeordneten und zuständigen Dezernenten Rudi Klemm jetzt die Bemühungen des Zoos um mehr Inklusion und Barrierefreiheit vorgestellt.

„Es ist ein hoher Anspruch, den wir an uns selbst stellen“, betonte Heckel. „Nicht alle Maßnahmen, die wünschenswert sind, können auch sofort umgesetzt werden – schon alleine aus finanziellen Gründen. Mittel- und langfristig wollen wir aber eine inklusivere Einrichtung werden, von deren Angeboten möglichst viele Menschen profitieren können.“ Erste Schritte auf diesem Weg sei man bereits gegangen, so Heckel weiter. „Eine Arbeitsgruppe, bestehend aus angehenden Führungskräften der Stadtverwaltung, hat dankenswerterweise ein Konzept zum Ausbau des Landauer Zoos zu einem inklusiveren Zoo erstellt. Entstanden ist ein Maßnahmenkatalog, den wir jetzt Schritt für Schritt abarbeiten.“

Unter anderem hat der Zoo bereits den bestehenden Zooplan überarbeitet, um Steigungen und Treppen für Menschen mit Rollstuhl besser erkennbar zu machen; er hat Tastobjekte von Tierspuren anfertigen lassen, Leuchtstreifen an
Hinweisschildern angebracht und einige „Stolperfallen“ beseitigt. Auch wurde im vergangenen Jahr zum ersten Mal eine Führung speziell für Gehörlose angeboten, die in diesem Jahr am 21. August wiederholt wird. „Wir sind auf einem guten Weg“, befand Heckel. „Auch wenn es natürlich noch viel zu tun gibt.“

Beigeordneter Klemm betonte in diesem Zusammenhang die wichtige Rolle des Zoos für die Stadt Landau. „Unser Zoo ist ein Leuchtturmprojekt, das weit in die Region und darüber hinaus strahlt. Mit seinen Artenschutzbemühungen und der einzigartigen Kooperation zwischen Zooschule und Universität ist er weit mehr als nur eine Freizeiteinrichtung. Die Bemühungen um mehr Inklusion verbessern das Angebot des Zoos weiter. Die geplante Führung für gehörlose Menschen etwa ist ein weiteres Alleinstellungsmerkmal des Landauer Zoos – ein Projekt, das so anderswo noch nicht durchgeführt wurde.“

Um über die Führung am 21. August zu informieren, war auch Diplom-Gebärdensprachdolmetscherin Silke Gold nach Landau gekommen. Sie wird die von Revierinspektor Gregor Müller gehaltene Führung simultan in Gebärdensprache übersetzen. Sie freue sich, dass der Zoo Landau ein solches inklusives Angebot mache, so Gold. „Im vergangenen Jahr wurde die Zooführung sehr gut angenommen – und auch für dieses Jahr habe ich bereits zahlreiche Anfragen von Gehörlosen erhalten. Die Menschen freuen sich, dass sie einen exklusiven Einblick in die Abläufe im Zoo erhalten und auch einen Blick hinter die Kulissen werfen können.“

Auf dem Weg zu mehr Inklusion hat der Zoo unter anderem Tastobjekte von Tierspuren anfertigen lassen. (Stadt Landau in der Pfalz)
Auf dem Weg zu mehr Inklusion hat der Zoo unter anderem Tastobjekte von Tierspuren anfertigen lassen. (Stadt Landau in der Pfalz)

Gold klärte die Anwesenden auch über die Welt der Gehörlosen auf. „Menschen ohne Gehör bilden eine eigene Kultur- und Sprachgemeinschaft. Die Gebärdensprache ist mittlerweile als vollwertige Sprache anerkannt, hat eine eigene Grammatik und eine eigene Kultur. In Deutschland sind wir noch nicht so weit wie in den USA oder Großbritannien, wo es Gehörlosen-Unis gibt – auch bei uns werden aber immer mehr Veranstaltungen für Gehörlose angeboten.“ In ihrem kleinen Exkurs erläuterte Gold auch, dass die Mimik bei der Gebärdensprache eine wichtige Rolle spiele – so würden Fragen etwa durch das Heben der Augenbrauen signalisiert. „Faszinierend“, befanden Heckel und Klemm einhellig. Beide regten an, künftig regelmäßig Zooführungen für Gehörlose anzubieten und dieses Angebot vielleicht sogar auf Führungen und Workshops speziell für gehörlose Kinder auszubauen.

Gold betonte aber auch, dass gehörlose Menschen oft eine schlechtere Schulbildung hätten als Menschen ohne Behinderung. Daher stellte sie eine Pressemeldung für die bevorstehende Führung in vereinfachter Sprache vor. „Gebärdensprache arbeitet viel mit Bildern. Daher ist es wichtig, immer Beispiele zu nennen. Wendungen wie „ein Blick hinter die Kulissen des Zoos“ reichen für uns Hörende aus. In der vereinfachten Sprache für Gehörlose habe ich erklärt, was genau die Besucherinnen und Besucher erwartet – also etwa ein Einblick in die Futterküche oder die Abfallentsorgung. Wörter wie „nunmehr“ ergeben für Gehörlose keinen Sinn – sie habe ich ersetzt oder ganz weggelassen.“

Die Führung für Gehörlose findet am 21. August ab 14 Uhr statt. Unter dem Motto „So läuft’s im Zoo – auch hinter den Kulissen“ erfahren gehörlose Menschen unter anderem alles über die Artenschutzbemühungen des Zoos sowie über die Fütterung der Zootiere. Die Führung ist kostenlos, lediglich der reguläre Zooeintritt ist zu entrichten. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.