Bordseelsorge auf dem „Traumschiff“

Pfarrerin Iris Schmitt aus Einöllen ist alle zwei Jahre dienstlich auf den Weltmeeren unterwegs

Wenn Iris Schmitt im Juli ihren 40. Geburtstag feiert, dann knallen die Sektkorken auf hoher See. Die Pfarrerin aus Einöllen im Kirchenbezirk Lauterecken könnte sich keinen schöneren Ort zum Feiern als ein Kreuzfahrtschiff vorstellen. Als Bordseelsorgerin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) begibt sie sich alle zwei Jahre dienstlich für mehrere Wochen auf schwankende Planken. Aber auch privat ist Schmitt leidenschaftlich gern auf den Weltmeeren und in fernen Ländern unterwegs.

So wie jetzt wieder mit der „MS Albatros“ – bekannt aus der ARD-Serie „Verrückt nach Meer“. Schmitt hat eine Nordlandtour gebucht, ihren Geburtstag wird sie vermutlich irgendwo vor der norwegischen Küste verbringen. Nach der Rückkehr in die Pfalz bleibt nicht allzu viel Zeit, bis sie wieder die Koffer packen muss. Dann werden im Gepäck außer warmer Kleidung eine Bibel, zwei Kerzen, Texte, Liedblätter und Wörterbücher sein. Vom 2. bis 27. Oktober ist Schmitt als Bordpfarrerin auf der „MS Artania“ in kanadischen Gewässern unterwegs. Es wird ihre dritte und bisher längste „Dienstreise“ auf hoher See sein und gleichzeitig eine Erinnerungstour, denn seit die Pfälzer Pfarrerin 2004 privat mit dem „Traumschiff“ Kurs auf Kanada nahm, ist sie begeisterte Kreuzfahrt-Reisende.

Zum ersten Mal war sie als Bordseelsorgerin 2008 mit dem Turbinenschiff „Maxim Gorki“ im östlichen Mittelmeer, vor zwei Jahren mit der „MS Amadea“ auf der Ostseeroute unterwegs. Gottesdienste, Abendmahlfeiern und Andachten, aber auch Vorträge und seelsorgerliche Gespräche mit Passagieren und mit Besatzungsmitgliedern gehören zu ihren Aufgaben. Kollekten kommen der evangelischen Auslands- und Auswanderungsberatung zugute. Ob Hochzeit, Taufe oder Trauerfeier – die Pfarrerin aus der Pfalz muss auf alles vorbereitet sein. Auch wenn es mal hoch hergeht. „Gott sei Dank bin ich seefest“, sagt Schmitt, „selbst bei Windstärke neun“.

Kürzlich hat Iris Schmitt an einer Tagung der EKD-Bordseelsorger teilgenommen. Das Referat habe der Chef von „Phönix-Reisen“ gehalten, „ein praktizierender Katholik“. Auf dem Schiff gälten in vielerlei Hinsicht andere Gesetze, schildert Schmitt. Beispielsweise würden die Seelsorger als „Künstler“ geführt. Ihre Predigten schreibe sie an Bord, wobei vieles von dem, was sie in den Häfen und bei den Landgängen erlebe, einfließe. Die Gottesdienste und Abendmahlsfeiern seien „ökumenisch offen“. Hundert und mehr Gottesdienstbesucher – einige Kreuzfahrtschiffe haben sogar eine eigene Kapelle – seien an Bord keine Seltenheit. „Wenn man so lange zusammen ist, lernt man sich kennen und schätzen“, sagt Schmitt. Wie jener Passagier aus Baden-Württemberg, der sich seelsorgerlich bestens betreut gefühlt hat. In einem Dankbrief an die Reederei schreibt er: „Eine sehr schöne Reise! Als Bordgeistliche war Frau Pfarrerin Iris Schmitt tätig. Ihre Andachten haben mir viel gegeben.“