Ab 8. Oktober lädt die „Offene Kirche“ wieder ein

Offene Kirche in Lorsch

Die meisten Lorscherinnen und Lorscher kennen die katholische Pfarrkirche St. Nazarius. Sei es vom sonntäglichen Kirchgang oder von gelegentlichen „Stippvisiten“, z.B. zu den zahlreichen Kirchenkonzerten. Doch wer zur „Offenen Kirche“ kommt, mag dann trotzdem seine Augen nicht trauen: Tausend Kerzen erleuchten dann den Raum, der Hochaltar ist in ein mystisches Farbespektrum getaucht, der Marien- und der Josefs-Altar sind wie von Feuer oder Wasser umspült, Menschen treten ein, verweilen und gehen wieder, lauschen der Musik, wie sie sonst in dem Gotteshaus eher nicht ertönt.

Sind es wirklich tausend Kerzen? Stephan Straub, der vor drei Jahren die Regie über die stillen Lichterabende in der Herbst- und Winterzeit von Volker Mehl übernahm, weiß, dass es sogar noch zwei-, dreihundert mehr sind. „Unter Tausend fangen wir gar nicht an“, lacht er. Alleine drei Stunden braucht man, um nur die Kerzen aufzustellen. Ein ehrenamtliches Team aus etwa zehn Helferinnen und Helfer unterstützt den Dekorateur, der ansonsten weltliche Räume ins richtige Licht rückt. Doch den Kirchenkörper zu verwandeln, ist für Straub und das ganze Team mehr, wie nur die Lust am Schönen. Warum macht man das? „Wir wollen etwas weitergeben“, ist man sich einig. „Die zu unserem Team gestoßen sind, wollen aus verschiedenen Gründen einfach etwas Sinnhaftes machen, etwas, was das Herz wärmt.“ Und so bezeichnen die Freiwilligen es auch als das größte Lob, wenn die Menschen nicht nur eintreten und still zur Ruhe kommen, sondern wenn sie merken, dass die Leute berührt sind, bewegt und ergriffen vom Zauber des Lichtes und der Farbe, von den Klängen der Musik.

Die Musikauswahl ist Stephan Straub besonders wichtig, immer wieder ändert und ergänzt er das Repertoire und mischt dabei scheinbar wild, was ihm gefällt: Vivaldi und Eva Cassidy, Nana Mouskouri und Bach, Leonard Cohen, P. Werner und manchen Text dazwischen. “Es sind immer Lieder und Melodien, die mit dem Sinn des Lebens zu tun haben“, sagt er, der selbst auch Musiker ist. Wie die tausend Kerzen, soll auch die Musik die Menschen in der Offenen Kirche dazu anregen, vielleicht mal über das eine und andere neu oder überhaupt mal wieder nachzudenken, zu sich zu kommen. Das Team freut sich dabei besonders, wenn es gelingt, Jugendliche in die Kirche zu locken, „die dann plötzlich feststellen, das ist ja cool, da ist ja was los, das ist ja überhaupt nicht spießig!“

Wenn es am 8. Oktober wieder losgeht, haben sich Straub und seine Crew wieder Neues einfallen lassen. „Das ist uns wichtig: Dass man immer wieder etwas anderes entdecken kann.“ Neue Lichtspiele, andere Gestaltungselemente, unter denen im Übrigen die Engel immer eine besonders wichtige Rolle spielen. „Das ist unser Leitbild“, so fassen die Helfer die Bedeutung dieser Mittler zwischen Himmel und Erde für ihre Mannschaft zusammen.

Wer also möchte etwas scheinbar Vertrautes neu erfahren? Die besondere Aura der hohen Kirchenhalle einmal ganz anders auf sich wirken lassen und vielleicht nicht nur das Gebäude, sondern etwa auch Teile des eigenen Alltags in einem anderen Licht und in Ruhe betrachten? Der kann das stille Experiment ab nächsten Montag bis März 2013 wieder einmal im Monat (immer montags) genießen. Die Kirche steht dann allen von 19 bis 21 Uhr offen. Und zwar jedem, solange er möchte. Jedermann ist, auch im Namen von Pfarrer Hermann Differenz, herzlichst willkommen.

Info:
Die „Offene Kirche „ gibt es in Lorsch seit 2005 in der katholischen Pfarrkirche St. Nazarius.
Sie lädt jedermann zwischen dem 8. Oktober und 18.März zum Besuch. 2012: immer am 2. Montag im Monat. 2013: immer am dritten Montag im Monat. Die Kirche ist dann immer von 19 – 21 Uhr geöffnet.