Beratung über Konzept „Gemeindepastoral 2015“ im Bistum Speyer bildet Ausgangspunkt für weiterführende Überlegungen

Diözesanes Forum

Die 70 neuen Pfarreien, die im Bistum Speyer in drei Jahren geschaffen werden sollen, gewinnen immer mehr Gestalt. Im Rahmen eines dreitägigen Diözesanen Forums wurden die leitenden Perspektiven und die Qualitätsstandards für die inhaltliche Ausgestaltung der neuen Pfarreien und des diözesanen Seelsorgekonzepts „Gemeindepastoral 2015“ beraten.

Lebhafte Gesprächsrunden bestimmten den Ablauf des Diözesanen Forums im Heinrich-Pesch-Haus in Ludwigshafen. Nach der Methode des „Open space“ debattierten die Teilnehmer ein breites Spektrum an Themen. Von mehreren Gesprächsgruppen wurde die Erweiterung des Konzepts auf einen Gesamtpastoralplan angeregt, der die Verknüpfung der Gemeindeseelsorge mit den Angeboten der kategorialen Seelsorge deutlich macht. „Die kategoriale Seelsorge bietet uns die Chance, Menschen zu erreichen, zu denen wir über die Pfarreien keinen Kontakt mehr haben“, so die Sprecherin einer Arbeitsgruppe. „In einer differenzierten Gesellschaft brauchen wir eine differenzierte Seelsorge. Richtig ist aber auch, dass es immer um den ganzen Menschen geht und die seelsorglichen Angebote daher miteinander verknüpft sein müssen“, unterstrich der Regens der Priesterseminars Markus Magin. Auch die kirchlichen Verbände mahnten eine stärkere Berücksichtigung an und betonten die Chance der Verbandsarbeit, Verbindungen über Pfarrei- und Diözesangrenzen hinaus zu knüpfen und durch politisches Engagement die Gesellschaft mitzugestalten.

Das „Jahrhundert-Thema“ Nachhaltigkeit stärker in die Kirche holen

Die Gesprächsgruppen arbeiteten heraus, dass es Aufgabe aller Gemeindemitglieder sei, der Kirche vor Ort ein Gesicht zu geben. Besonders betont wurde die Notwendigkeit, das „Jahrhundert-Thema“ Nachhaltigkeit stärker in die Kirche hineinzuholen. Eine Schlüsselstellung wurde der Familie zugesprochen, verbunden mit der Forderung, Wiederverheiratete und konfessionsverschiedene Partner in den Pfarreien stärker an- und ernst zu nehmen. „Jeder soll in der Kirche einen Raum finden, wo er sich beheimatet und geborgen fühlt“, so ein Teilnehmer, der sich zugleich für mehr Experimentierfreudigkeit in der Kirche aussprach.

Der Unsicherheit bezüglich der Zukunft der Ökumenischen Sozialstationen begegnete Domkapitular Karl-Ludwig Hundemer mit der Klarstellung, dass die Sinnhaftigkeit und damit der Fortbestand der Ökumenischen Sozialstationen von niemand in Frage gestellt werden. Im Blick auf die geringere Zahl neuer Pfarreien gelte es, die Satzungen zu überarbeiten und dabei Wege zu finden, um die ökumenische Ausgewogenheit zu wahren. Die Zukunft der Elisabethen- und Krankenpflegevereine sieht Hundemer in einer Rückbesinnung auf die ursprüngliche Aufgabe, die Caritasarbeit der Pfarrei zu unterstützen. „Wenn sich die Vereine in der neuen Pfarrei zu diesem Zweck zusammenschließen, kann diese Aufgabe umso schlagkräftiger angegangen werden.“

Veränderte Strukturen erfordern veränderten Rollen

Die Profile der einzelnen Berufsgruppen im Pastoralteam standen im Mittelpunkt des dritten Tages des Diözesanen Forums in Ludwigshafen. Dabei wurde auch stark die Rolle der Dekane auf der mittleren Ebene zwischen Pfarrei und Bistum diskutiert.

Domkapitular Josef Szuba betonte die Schlüsselfunktion des Pastoralteams für das Zusammenwachsen und die Kommunikation in den neuen Pfarreien: „Wenn das Pastoralteam gut harmoniert und in einem regelmäßigen Austausch mit dem Pfarreirat steht, wachsen Zufriedenheit und Effizienz.“ Zwischen der Orientierung an den pastoralen Erfordernissen und den vorhandenen Charismen in der Pfarrei und im Pastoralteam gelte es eine ausgewogene Balance zu finden.

Als wichtige Aufgabe des Pfarrers wurde in der Beratung die Wahrnehmung der Leitungsverantwortung beschrieben, und zwar im Sinn einer „ermöglichen, kooperativen und teamorientierten Führung“, wie Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann deutlich machte. Für den Pfarrer wie auch für alle anderen Berufsgruppen betonte das Diözesane Forum die Notwendigkeit, die Rolle neu zu definieren, um der Gefahr der Überforderung zu begegnen und nicht durch eine Anhäufung zusätzlicher Aufgaben innerlich auszubrennen. Als Konsequenz aus der neuen Pfarreistruktur ergibt sich die Notwendigkeit, die Zugangsvoraussetzungen und Ausbildungswege zu den einzelnen Berufen neu zu überdenken.

Mit großem Interesse wurden die Erfahrungsberichte der vier Projektpfarreien aufgenommen, in denen bereits seit mehr als einem Jahr das neue Seelsorgekonzept erprobt wird. Vertreterinnen und Vertreter der Pfarreien "Queidersbach", "Homburg 1", "Germersheim“ und "Kaiserslautern 2“ informierten über Schwierigkeiten, aber auch Chancen, die sich aus der neuen Größe der pastoralen Räume ergeben.

Generalvikar Dr. Franz Jung erläuterte die nächsten Schritte im Prozess „Gemeindepastoral 2015“. Mit dem Abschluss des Diözesanen Forums in Ludwigshafen beginnt eine Beratungsphase, die sich über ein Jahr erstreckt. Von April bis Juli 2013 können Veränderungsvorschläge zum Konzept "Gemeindepastoral 2015" eingebracht werden. Am 25. und 26. Oktober 2013 wird das Diözesane Forum erneut zusammenkommen, um über die Veränderungsvorschläge zu beraten.

Hintergrund: „Gemeindepastoral 2015“

Das Konzept "Gemeindepastoral 2015" entwirft ein Leitbild für die künftige Seelsorge im Bistum Speyer. Ausgehend von einer Analyse der maßgeblichen Entwicklungen in Kirche und Gesellschaft knüpft das Konzept an zentrale theologische Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils an. In Übereinstimmung dazu wird die Kirche als pilgerndes Volk Gottes beschrieben, das sich auf die Anforderungen der jeweiligen Zeit stets neu einstellen und sich im Blick auf ihre Wurzeln erneuern muss. Bekräftigt wird die Sendung der Kirche, "Salz der Erde" und "Licht der Welt“ zu sein. Dieser Auftrag mündet in die vier Perspektiven Spiritualität, Evangelisierung, Anwaltschaft und weltweite Kirche, an denen sich die künftige Seelsorge ausrichten soll. Mit einem kommunikativen und ermöglichenden Leitungsstil sollen bisherige Handlungsmuster durchbrochen und der Übergang von der Volkskirche zu einer "Kirche im Volk" erreicht werden. In dem Konzept werden Qualitätsstandards definiert, deren Ziel darin besteht, die künftige Arbeit in Katechese, Liturgie und Gemeindecaritas verbindlich aufeinander abzustimmen und ertragreicher zu gestalten.

Hintergrund: Diözesanes Forum

Dem Diözesanen Forum, das im Rahmen des Prozesses „Gemeindepastoral 2015“ zum dritten Mal seit dem Jahr 2010 zusammenkam, gehören rund 140 Personen an. Dazu zählen die Mitglieder des Allgemeinen Geistlichen Rates, des Priesterrates, des Diözesanpastoralrates und des Katholikenrates. Ebenfalls beteiligt sind die Mitglieder der verschiedenen Arbeitsgruppen, die für den Prozess "Gemeindepastoral 2015" gebildet wurden. Den Vorsitz des Diözesanen Forums führt Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann.

Weitere Informationen:

Ausführliche Berichte über die Beratungen des Diözesanen Forums finden Sie auf der Internetseite des Bistums Speyer unter www.bistum-speyer.de und er Kirchenzeitung „der pilger“ unter www.pilger-speyer.de.