Abendakademie zeigt wieder Paul-Eppstein-Büste

Bürgermeisterin Dr. Freundlieb bei der Aufstellung der Eppstein-Büste (v.l.n.r.: Geschäftsführerin der VHS, Dr. Wera Hemmerich, Künstler der Büste, Manfred Kieselbach, Bürgermeisterin Dr. Ulrike Freundlieb)

Im Foyer der Abendakademie in U 1 wurde die Bronzebüste von Paul Eppstein im Beisein des Künstlers Manfred Kieselbach und Bildungsbürgermeisterin Dr. Ulrike Freundlieb feierlich der Öffentlichkeit übergeben. Damit gedenken die Stadt Mannheim und die Volkshochschule an Paul Eppstein, der 1944 von den Nazis im Gestapo-Gefängnis Theresienstadt erschossen wurde. Schon 1985 hatte Kieselbach die Bronze-Büste von Paul Eppstein hergestellt. Diese war im früheren Gebäude der Abendakademie angebracht.

Anlässlich der Feierstunde hob die Bürgermeisterin und Vorsitzende des Verwaltungsrates der Mannheimer Abendakademie, Dr Freundlieb, in ihrem Grußwort hervor, dass für die Stadt Mannheim von großer Bedeutung ist, an das Schicksal Paul Eppsteins zu erinnern. Er habe maßgeblich dazu beigetragen, dass die Mannheimer Volkshochschule ihren unabhängigen Platz in der Mannheimer Bildungslandschaft einnimmt und die Erwachsenenbildung zu einem wichtigen Pfeiler der kommunalen Bildungspolitik wurde. „Wenn wir heute als Stadt Mannheim das strategische Ziel der Bildungsgerechtigkeit verfolgen, dann befinden wir uns mit dieser Anstrengung auch in einer Traditionslinie Paul Eppsteins, dessen Kernanliegen der Ausgleich von Bildungsungleichheit und Gewährleistung von Teilhabe am gesellschaftlichen Leben war.“

Dr. Klaus Heuer, Forscher beim Deutschen Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für lebenslanges Lernen mit Sitz in Bonn, erinnerte daran, dass Eppstein als Volksschulleiter engagiert für die Weimarer Republik eintrat. Nach Ansicht Heuers war nicht nur die Vorstellung des in Ludwigshafen studierten Volkshochschulleiters Eppstein, ausschlaggebend, wonach es darum ging, "realistische Orientierungen in einer krisenhaften Zeit" mit Blick auf die Erwachsenenbildung zu entwickeln; auch die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen kommunalen Gruppen und Einrichtungen sei fortschrittlich gewesen: "Paul Eppstein hat Interessengegensätze und Pluralität als gesellschaftliche Normalität angesehen", sagte Heuer.

Beispielhaft dafür sei etwa ein Volkshochschulprogramm aus der Zeit zwischen 1928 und 1933, in dem sowohl der Freie Bund als auch das Mannheimer Planetarium und die Volkshochschule gemeinsame Angebote für die interessierten Erwachsenenunterbreiteten. "Das wäre zu diesem Zeitpunkt in keiner deutschen Stadt so möglich gewesen", sagte Klaus Heuer.

Die Dezernentin hob mit Blick auf das Wirken von Paul Eppstein und seine Ermordung auch die aktive Erinnerungsarbeit der Stadt Mannheim hervor. Beispielhaft verwies Sie auf die Arbeit des Stadtarchivs, das seit 2002 den Nachlass von Paul Eppstein und seiner Frau Hedwig verwaltet. Und auch die Mannheimer Abendakademie selbst trage im Rahmen ihres Veranstaltungsprogramms unter der Rubrik „Gegen Vergessen“ dazu bei, „dass wir uns der Tiefe des deutschen Zivilisationsbruchs gewahr bleiben, die Verbrechen und Gräueltaten des Dritten Reiches nicht verdrängen und uns an das Handeln und Wirken herausragender verfolgter und ermordeter Persönlichkeiten wie Paul Eppstein erinnern“, so Dr. Ulrike Freundlieb.

Der stellvertretende Vorsitzende des Verwaltungsrates der Abendakademie, Roland Hartung, erinnerte in seiner Rede an die schicksalshafte Zeit, in der Eppstein – "ein Mann mit einer großen Zukunft" – lebte. Wie viele andere deutsche Juden sei der 1902 in Ludwigshafen geborene Wissenschaftler ein Patriot gewesen. Das Judentum und der Umstand, Deutscher zu sein, habe er nicht als Gegensatz begriffen, sagte Hartung. Und: "Paul Eppstein war jemand, der daran geglaubt hat, dass ein Jude in Deutschland als deutscher Jude leben konnte."

Über Paul Eppstein

Paul Eppstein, Rechts- und Staatswissenschaftler jüdischer Abstammung, war von 1928 bis 1933 Leiter der Mannheimer Volkshochschule. Die Einrichtung hatte sich unter seiner Ägide zu einem der wichtigsten Institute dieser Art in Deutschland entwickelt und gilt heute als eine der zehn größten Volkshochschulen in Deutschland. Unterbrochen wurde diese Erfolgsgeschichte durch die Machtübernahme der Nazis, die eine Auflösung der Einrichtung anordneten.