Vortrag über Knieimplantate

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Prof. Dr. Hans-Jürgen Kock, seit vier Monaten Chefarzt an der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie an den Neckar-Odenwald-Kliniken in Mosbach und Buchen, legt sehr viel Wert auf Kontakt zur Bevölkerung. Eine Möglichkeit, diesen Kontakt zu knüpfen und gleichzeitig über das breite medizinische Spektrum der Neckar-Odenwald-Kliniken zu berichten, sind kurze, leicht verständliche und prägnante Vorträge über aktuelle Themen. Nach einem sehr gut besuchten Vortrag vor allem über Hüftprothesen Ende letzten Jahres hatte der Professor diesmal in die Räume der AOK in Buchen geladen, um speziell über das „Frauenknie“ zu referieren. Ein Vortrag, der im Übrigen am kommenden Mittwoch um 19 Uhr in der Mensa des Ärztehauses am Krankenhaus in Mosbach wiederholt wird.

Carmen Sennert von der AOK begrüßte die Gäste, bevor der Chefarzt gleich ins Thema einstieg. Mehr als zwei Drittel der Patienten, die ein künstliches Kniegelenk erhalten, sind Frauen. Gründe für dieses Ungleichgewicht sind nicht bekannt. Ähnlich wie schon beim Vortrag über die Hüftendoprothetik widersprach Prof. Kock der insbesondere von den Krankenkassen vertretenen Ansicht, dass grundsätzlich zu viele Prothesen in Deutschland implantiert würden: „Da gibt es große regionale Unterschiede. Ich nehme für uns in Anspruch, dass wir nur operieren, wenn alle anderen konservativen Methoden ausgereizt sind, wirklich dauerhaft Schmerzen verspürt werden und eine Operation die Aussicht auf Besserung bietet.“ Er habe sich mit seinem Vertrag nur verpflichtet, Qualität abzuliefern – keine Mengen.

Auch beim „Material“ schloss sich der Mediziner seiner Aussage vom letzten Vortrag an: „Ich verwende nur solide erprobte Gelenkmodelle, für die belastbare Langzeitstudien vorliegen.“ Eine Knie-OP mache man nicht „einfach so“, da müsse eine optimale Vorbereitung, das Können des Operateurs und die Qualität der verwendeten Prothese passen, um dem Patient die Chance zu geben, zwar nicht ewig, aber doch viele Jahre – Prof. Kock sprach von einer durchschnittlichen Haltbarkeit von rund 15 Jahren – mobil und dabei möglichst schmerzfrei mit dem neuen Gelenk leben zu können. In der Folge ging er insbesondere auf das „Gender-Knie“ ein, ein Knieimplantat speziell für Frauen, deren Knie sich wie der gesamte Körperbau von der des Mannes unterscheidet. Folgerichtig ist auch die Prothese in ihrem anatomischen Design der natürlichen „Vorlage“ angepasst und sorgt so, in verschiedenen Größen, für eine verbesserte Passgenauigkeit. „Eine Idee, die in ihrer Schlichtheit genial ist und der Herstellerfirma große Vorteile vorschafft hat “, so Prof. Kock, der ebenfalls diese Prothesen verwendet. Gleichzeitig warnte er aber vor übertrieben großen Erwartungen. „Eine künstliches Knie und Tennis oder alpiner Abfahrtslauf passen nicht wirklich gut zusammen. Die von uns verwendeten Prothesen sind zwar so durchdacht, dass man – wie bei einem großen Bausatz – auch einzelne Teile gut ersetzen kann, ohne die gesamte Prothese auswechseln muss, was immer schwieriger ist als die Erst-OP. Aber ich bin ein vorsichtiger Mensch und rate zu gelenkschonenderen Sportarten wie Nordic Walking, Fahrradfahren oder zum Schwimmen. Das ist auch schön.“ Und auch dem Trend der „kleinen Schnitte“ folgt Dr. Kock nicht: „Bei einer Knie-OP muss so sorgfältig gearbeitet werden, da muss man gut sehen und überall hin kommen.“

An den Vortrag schloss sich eine Fragerunde an, von der die Gäste rege Gebrauch machten. Wie passen Diabetes und eine Knie-OP zusammen? Wann kann ich „danach“ wieder Treppen steigen? Was muss ich bei Allergien beachten? Der Chefarzt nahm sich viel Zeit für die Beantwortung und kündigte schon für Mai den nächsten Vortrag an. Da soll es dann um Sportverletzungen gehen.