Platz vor dem Gymnasium am Kurfürstlichen Schloss trägt künftig den Namen „Leo-Trepp-Platz“

Platzbenennung zum 100. Geburtstag / Witwe Gunda Trepp bei Einweihung und Vortrag zugegen / Schule veranstaltet bereits am 2. Juli Vortagsabend zum Gedenken an früheren Schüler.

Die Landeshauptstadt Mainz hat auf Beschluss des Stadtrates die Freifläche vor dem Gymnasium am Kurfürstlichen Schloss (zwischen Diether-von-Isenburg- und Greiffenklaustraße) nach dem Mainzer Rabbiner, Philosophen, Professor und Autor Leo Trepp benannt.

Leo Trepp hat Zeit seines Lebens maßgeblich dazu beigetragen, die Geschichte und Kultur des Judentums in Mainz zu bewahren und an die folgenden Generationen weiter zu geben. Er begeisterte seine Zuhörerinnen und Zuhörer nicht nur durch sein profundes Wissen, sondern zugleich durch Wesenszüge wie Weisheit, Menschlichkeit, Güte und Toleranz.

Leo Trepp war lange Jahre Honorarprofessor an der Mainzer Universität. Er erhielt unter anderem die Gutenberg-Plakette und den Ehrenring der Landeshauptstadt Mainz, das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse als auch die George-Washington-Ehrenmedaille der Heritage Foundation in Washington D.C.

Daher erfolgte am heutigen Tage die feierliche Einweihung des „Leo-Trepp-Platzes“ durch Kulturdezernentin Marianne Grosse sowie die Schulleiterin des Schlossgymnasiums, Brigitte Wonneberger, die gezielt als Höhepunkt in das Schulfest des Gymnasiums eingebunden wurde. Besonders erfreut zeigten sich Stadtspitze und Schulleitung, dass die Witwe von Leo Trepp, Frau Gunda Trepp, zu diesem feierlichen Anlass eigens aus San Francisco angereist war.

Der Ortsbeirat Mainz-Altstadt hatte am 13. März 2013 auf Grund einer  Anregung des Lehrerkollegiums des Schlossgymnasiums vorgeschlagen, der Freifläche vor dem Schlossgymnasium (Diether-von-Isenburg-Straße/Greiffenklaustraße) den Namen „Leo-Trepp-Platz“ zu geben.

Kulturdezernentin Marianne Grosse: „Die Benennung erfolgt aufgrund der enormen Verdienste Leo Trepps um die Stadt Mainz und das jüdische Leben in Mainz. Daher unterstützte die Stadtspitze den Vorschlag des Lehrerkollegiums der Schule sowie des Ortsbeirates Mainz-Altstadt gern und nachdrücklich. Nicht zuletzt hat Leo Trepp vor dem Hintergrund seiner großen  Verdienste und seines Lebenswerkes als junger Mensch zudem das Schlossgymnasium als Schüler besucht. Daher freue ich mich über den Schritt der Namensgebung zum 100. Geburtstag außerordentlich – dies ist nach meiner Empfindung eine schöne und stimmige Geste des Dankes.“

Schulleiterin Brigitte Wonneberger zeigte sich überaus erfreut über den schnellen Gang der Dinge: „Vor etwa drei Monaten hat mein Kollege, Herr Stabenow-Becker, den Vorschlag der Platzbenennung gemacht. Das Kollegium stimmte sofort zu und in Zusammenarbeit mit der Stadt Mainz konnte das Projekt innerhalb erfreulich kurzer Zeit, noch zum 100. Geburtstag von Leo Trepp, umgesetzt werden." Wonneberger verwies zudem darauf, dass durch die zugleich  geplante Adressänderung des Gymnasiums in „Leo-Trepp-Platz 1“ die „Erinnerung an den Ehrenschüler und Namenspatron im Alltag lebendig gehalten wird."

Zur Person Leo Trepp
Leo Trepp wurde am  4. März 1913 in Mainz geboren.  Er legte 1931 sein Abitur am Gymnasium am Kurfürstlichen Schloss ab und studierte anschließend Philosophie und Philologie an den Universitäten in Frankfurt und Berlin. Er promovierte  1935 mit einer Arbeit zum Thema „Taine, Montaigne, Richeome. Ihre Auffassungen von Religion und Kirche. Ein Beitrag zur französischen Wesenskunde“ zum Dr. phil. an der Universität Würzburg.

Die gleichzeitige rabbinische Ausbildung führte 1936 an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums in Berlin zu seiner Ordination zum Rabbiner. Anschließend war er bis zu den Novemberpogromen 1938 als Landesrabbiner von Oldenburg tätig. Nach seiner Deportation in das KZ Sachsenhausen wurde er infolge des Einspruchs des damaligen britischen Chief Rabbi Joseph Hertz aus dem Konzentrationslager entlassen und floh zunächst nach England. Von dort emigrierte er in die USA, studierte an der Harvard University sowie der University of California, Berkeley und amtierte als Rabbiner in verschiedenen Gemeinden. 1951 wurde Trepp an das Napa College in Kalifornien berufen, deren geisteswissenschaftlicher Fakultät er als Professor für Philosophie und Geisteswissenschaften bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1983 angehörte.

1971 las er an der Universität Hamburg über jüdische Theologie und an der Universität Oldenburg über die Grundzüge des Judentums. Seit 1983 lehrte Trepp beinahe jährlich als Professor für Judaistische Studien im Fachbereich Evangelische Theologie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz; seit 1988 war er dort Honorarprofessor. Seit 1986 war Leo Trepp überdies Ehrenmitglied der Central Conference of American Rabbis. Trepp war der letzte noch lebende Rabbiner, der bereits in der NS-Zeit amtiert hatte.

Trepp verstarb am 2. September 2010 in San Francisco/USA.