Baden-Württemberg stellt zum Weltalphabetisierungstag das Impulsprogramm Alphabetisierung vor

„Lesen und Schreiben sind zentrale Fähigkeiten, um Alltag und Beruf bewältigen zu können. Jeder Mensch hat ein Grundrecht auf Bildung und Teilhabe. Deshalb bringen wir mit einem Impulsprogramm den Ausbau der Alphabetisierungskurse in Baden-Württemberg voran“, sagte Staatssekretärin Marion v. Wartenberg anlässlich des Welttags der Alphabetisierung am 8. September.

Das Impulsprogramm Alphabetisierung des Landes Baden-Württemberg ist mit 200.000 Euro ausgestattet und ermöglicht Bildungseinrichtungen, spezielle Kurse für Erwachsene mit Defiziten in der Grundbildung – insbesondere im Lesen und Schreiben – anzubieten.

Im April 2013 hat das Kultusministerium das Impulsprogramm landesweit ausgeschrieben. Rund 30 Weiterbildungseinrichtungen aus Baden-Württemberg reichten Bewerbungen und Konzepte ein. 27 Weiterbildungsträger erhalten nun eine Förderung, um funktionale Analphabeten durch speziell entwickelte Kurse weiterzubilden. Ein Kurs umfasst mindestens 80 Unterrichtseinheiten und bietet eine begleitende sozialpädagogische Betreuung für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an.

Das Kultusministerium finanziert außerdem jeweils viertägige Fortbildungs-veranstaltungen für Dozentinnen und Dozenten der Alphabetisierung in Freiburg und Mannheim. Diese Fortbildungen werden gemeinsam vom baden-württembergischen Volkshochschulverband und vom Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung durchgeführt.

Laut Level-One-Studie der Universität Hamburg können rund 7,5 Millionen Menschen (über 14 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung) in Deutschland nicht oder nur unzureichend lesen und schreiben. Über 25 Prozent der erwachsenen Bevölkerung schreiben alltägliche Wörter fehlerhaft. Als funktionale Analphabetinnen und Analphabeten gelten in Baden-Württemberg rund eine Million Menschen. Die Mehrheit der Betroffenen geht dabei einem Beruf nach. Bund und Länder haben sich deshalb auf die "Nationale Strategie für Alphabetisierung und Grundbildung Erwachsener" verständigt. „Gemeinsam mit den Weiterbildungsträgern in Baden-Württemberg und dem Bund verfolgen wir das Ziel, die Zahl der funktionalen Analphabeten zu verringern. Alle in Deutschland lebenden Erwachsenen sollten über ausreichende Kenntnisse im Schreiben und Lesen verfügen, um am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können“, sagte die Staatssekretärin. Von der Autorin der LEO-Studie Frau Prof. Dr. Grotlüschen wird am 17.10.2013 eine Veranstaltung zum Thema „Analphabetismus in Deutschland – was hat das mit uns zu tun?“ im Großen Saal der Abendakademie stattfinden.

Um dem Problem des funktionalen Analphabetismus Rechnung zu tragen, hat die Mannheimer Abendakademie 2012 eine eigene Abteilung „Schulen und Grundbildung“ gegründet. Dort findet im Oktober eine Fortbildung des Landesverbandes für Alpha-Dozentinnen und Dozenten statt, die dank der Finanzierungszusage des Kultusministeriums vom Bundesverband Alphabetisierung durchgeführt werden kann. Die zur Verfügung gestellten Mittel hat die Mannheimer Abendakademie genutzt, um ein landesweit vorbildliches Grundbildungsprogramm zu etablieren. Der Mannheimer Landtagsabgeordnete Dr. Stefan Fulst-Blei begrüßte das vom Kultusministerium initiierte Impulsprogramm: „Ich freue mich über die finanzielle Unterstützung von Seiten des Kultusministeriums zur Bekämpfung des Analphabetismus. Der Erfolg dieser Maßnahmen hängt vor allem davon ab, dass es zu einer kontinuierlichen Förderung der Grundbildung durch die Kommune und das Land kommt.“